Tips zum Selbstschutz für Ärzte 2

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Was kann man tun?

 

Ratschläge:

  • Daran denken, sich und andere zu schützen;
  • Das Thema Selbst- und Fremdschutz offen besprechen ;
  • In der Ausbildung über Gefahren von aggressiven Patienten sprechen
  • Halten Sie Gewalt für möglich und entscheiden Sie sich für Selbstschutz
  • Wenn Sie bedroht oder belästigt werden, stoppen Sie Ihr ärztliches Tun ! Auch Ärzte haben ein Recht auf Unversehrtheit!
  • Sprechen Sie wachsende Aggression an und lassen dem Patienten und sich genügend Abstand.
  • Machen Sie eine Teepause /Zigarettenpause zur Deeskalation
  • Bleiben Sie mit erregten Patienten nicht allein, holen Sie sich Hilfe
  • Falls es zu einer Eskalation kommt, dokumentieren Sie genau und
    informieren Vorgesetzte und Kollegen
  • Nach einem Angriff machen Sie eine Pause oder lassen sich ablösen
  • Falls Sie unter den Folgen eines Angriffs leiden, holen Sie sich Unterstützung in Form therapeutischer Gespräche, bzw. Supervision
  • Lernen Sie Kommunikationstechniken zum Umgang mit aggressiven Patienten
  • Sorgen Sie für eine entsprechende Weiterbildung zum Thema Schutz vor Gewalt
  • Hören Sie Kollegen/innen zu, wenn diese von einschlägigen Erfahrungen berichten
  • Wenn Sie sich persönlich gefährdet fühlen, dann besuchen Sie einen Kurs für Selbstverteidigung; wahrscheinlich wächst dadurch Ihr Selbstvertrauen: zudem lernen Sie Möglichkeiten mit
    Ihrer Stimme Kraft auszustrahlen und jemanden zu stoppen.
  • Verlangen Sie bei besonderer Gefährdung Schutz von Vorgesetzten, Personalrat etc.
  • Falls Sie in einer Praxis sind und dabei häufig alleine mit Patienten sprechen, können Sie sich einen Batterie betriebenen Funknotruf (Alarmpiepser) einstecken oder in Reichweite legen. Nach entsprechender Instruktion kommt dann sofort Hilfe (u.U. mit Pfefferspray)


Was können Sie tun, wenn Sie im Arztberuf angegriffen werden?

Registrieren Sie ihre Verletzungen, ihre emotionale Reaktion, lassen Sie sich ggfs. untersuchen und behandeln, informieren Sie Vorgesetzte.
Bei einem schwereren Angriff können posttraumatische Reaktionen wie Schlafstörungen, allgemeine Ängstlichkeit, plötzliche Bilder des Geschehens und auch subjektiv empfundene reduzierte Belastungsfähigkeit auftreten. Wenn Sie früh darüber mit jemand sprechen, wird das Ganze vermutlich bald abflauen. Der größte Fehler in dieser Situation wäre, so zu tun als ob alles so ist wie immer, die Illusion der Unverwundbarkeit sich und anderen vorzugaukeln.

Aus Untersuchungen wissen wir, daß viele Ärzte nach einem Angriff meinen, daß sie etwas falsch gemacht haben. Auch wenn sich dies nicht von vorn herein ausschließen läßt, die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß das Ganze nicht Ihre Schuld ist. Auch hier gilt: Sprechen Sie mit einem Menschen Ihres Vertrauens, schildern Sie die Ereignisse, äußern Sie auch Ihre Schuldgefühle und hören dann gut zu, was Ihr Gegenüber sagt.

Falls Sie über mehrere Wochen Angst, posttraumatische Beschwerden etc. verspüren sollten Sie dringend in fachkompetente Behandlung (Traumatherapie) gehen. Ohne Behandlung bleibt oft eine spürbare Residualsymptomatik, eine dauernde Beeinträchtigung von Lebensfreude, Arbeitsplatz Zufriedenheit etc. zurück.


 

Dr. Bernhard Mäulen
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie,
St. Nepomukstr.1/2,
78648 Villingen