Selbstberichte kranker Ärzte in Literatur und Biografie

Was ist Ärztegesundheit? | Sucht | Stress | Ehen | Depression-Suizid | Behandlung | Start | Arztpersönlichkeit und Arztideal | Sexuelle Übergriffe | Der kranke Arzt | Lebensqualität | Alter | Tod und Sterben | Ärzte unter Anklage | Ärztinnen | Trauma und Gewalt | Finanzen | Selbstversuche | Fitness |

Selbstberichte von kranken Ärzten in Biografie und Literatur
von Bernhard Mäulen
I Einleitung

Die Selbstberichte von kranken Kollegen zu hören oder zu lesen ist eine intensive Art der Begegnung. Schon seit 20 Jahren haben mich deshalb Arztbiografien interessiert, und je mehr ich mich mit dem Thema der Ärztegesundheit beschäftige, um so mehr kann ich sehen, wieviel an Offenheit und Erfahrung Ärzte in die Schilderung ihres Lebens hineinlegen. Vieles was im täglichen kollegialen Gespräch zurückgehalten und Opfer einer falschen Chormentalität medizinischer Unverwundbarkeit wird, fließt bei der Schilderung persönlicher Erkrankung und Biografie ins Gesagte bzw. Geschriebene ein. Das macht die Selbstzeugnisse kranker Ärzte und Ärztinnen zu wertvollen Erfahrungsberichten und Quelle von Anregung, Einladung zum Austausch ja mehr noch Hilfe für andere kranke Ärzte, Kranke und Gesunde.
Immer wieder liest man, angehende Ärzte sollten am eigenen Leibe die Erfahrung von Erkrankung und Behandlung machen, um mit dem daraus resultierenden Einfühlungsvermögen bessere Ärzte für ihre Patienten zu werden. Nun, dies kann man kaum als Voraussetzung zur Approbation fordern. Es wäre aber nützlich, die eine oder andere Arztbiografie zu lesen und auch hier Wertvolles zu erkennen. So würde ich für mein Fachgebiet Psychiatrie zB. die Bücher von Kay Redfield Jamison und Kuiper als Pflichtlektüre sehen.
In den vergangenen Jahren hatte ich einzelne der hier aufgeführten Biografien gelesen. Für diesen Beitrag ergab sich dann eine solche Fülle an Material, dass ich überrascht war. Sehr viele bekannte Krankheiten sind von Ärzten an sich selbst erfahren und beschrieben: Krebs, Alkoholsucht, Depression, Schlaganfall, Migräne, Trauma, HIV, degenerative Erkrankungen, Suizidalität, Querschnittslähmung, Herz Kreislauferkrankungen, Psychosen. Angesichts der Vielzahl von biografischen Berichten kranker Ärzte wird klar, daß es – oft weitgehend unbemerkt- immer schon viele kranke Ärzte gegeben hat. Entsprechend gab es schon in der Antike den Mythos vom verwundeten Heiler (in Gestalt des Kentauren Chiron) als Ausdruck des kollektiven Wissens um die Nähe von eigener Verwundung und der Arbeit in einem Heilberuf. Erst kürzlich haben Gathman und Semrau-Lininger (8) diesen Zusammenhang für den modernen Arzt umfassend dargestellt.
Bei der Lektüre der meisten Biografien wird schnell klar: Wir Ärzte sind ebenso verwundbar, wie alle anderen Menschen auch; unser Doktor Titel macht uns keineswegs immun gegen irgendeine Krankheit von Körper und Seele.

II Verschiedenheit der biografischen Berichte kranker Ärzte

Die hier aufgeführten Berichte kranker Ärzte sind außerordentlich verschieden, in Stil, Offenheit, Beschreibung der Krankheit, ihrer Auswirkungen auf das Leben der Ärzte/innen sowie ihrer Angehörigen. Manchmal spielt die Erwähnung eigener Krankheit nur eine Nebenrolle, in anderen Fällen stellt der Kampf zur Wiederherstellung der eigenen Gesundheit den Hauptinhalt einer Biografie dar etwa bei Oliver Sacks, Jerry Nielsen, oder Therese von Schwarzenberg.
Die Lebensphasen und auch die korrespondierenden beruflichen Phasen reichen von der Zeit vor dem Medizinstudium (Patch Adams, Heusler-Edenhuizne, Kurt Vonnegut), in die Zeit von Vorklinik und Klinik (Martha Morrison), die meisten jedoch während der Praxiszeit ( Biro, Rau, Ripke, Rosenbaum), bzw. Tätigkeit als angestellter Arzt ( Nielson,). Auch Professoren der Medizin sind vertreten (S. Freud, M. Gottschaldt, K. Redfield-Jamieson, Piet Kuiper). Manche Autoren konnten durch die Krankheit Ihr Studium nicht abschließen, wie die Dipl. Psychologin D. Maxin, die das Zweitstudium Medizin wegen ihres Lupus erythematodes abbrechen mußte, andere kommen durch die Krankheit an das Ende der beruflichen Tätigkeit (Fürstin von Schwarzenberg, Rau), andere finden durch ihre Krankheit eine neue Medizinrichtung ( O. Buchinger)
In einer sehr gut lesbaren, humorvollen Biografie wird das Schicksal von fünf Ärzten einer Familie aufgezeigt, wobei auch hier Krankheiten immer wieder eine Rolle spielen ( Huber), etwa wenn der schwer herzkranke Arzt sich mühsam bei Hausbesuchen die Treppen raufquält und kaum erwarten kann, daß d. eigene Sohn endlich fertig wird und die Praxis übernimmt.
Von der Sprache her sind die meisten gut lesbar und ohne allzu gewichtigen Fachjargon, manche sind aber auch sehr wissenschaftlich wie z.B. das Tagebuch von Dorothea Maxin, das dafür aber auch zugleich Ratgeber für den Umgang mit einer schweren Krankheit (LE) ist.
Nicht berücksichtigt wurden die vornehmlich literarischen Werke berühmter Schriftsteller Ärzte wie G. Benn, Hans Carossa, Peter Bamm u.a.. Einzig genannt sei die kurze Selbstbiografie von A. Döblin mit der geradezu typischen Schilderung einer agitierten Depression voll rastloser Unruhe, Rückzug und Unvermögen sich zu freuen, allein sein gerade dort, wo andere sich erholen (Natur) oder ergötzen ( Vergnügungslokal).
Immer wieder berührend und offen, wie detaillgenau die Kollegen/innen von sich berichten und auch Intimes nicht verschweigen: So schildert Müller-Nienstedt einen wichtigen Traum vor seiner Lebertransplantation, in dem der Schlüssel für das Kommende erkennbar wird, Oliver Sacks seine Freude am erstmaligen befreiten Wasserlassen nach Entfernung des Katheters; auch die vielen Verluste an Autonomie, die schmerzlichen Einschnitte, das Ausgeliefert Sein sich von fremden Menschen bei intimen Verrichtungen helfen lassen zu müssen findet sich sehr oft, u.a. in der Beschreibung von Naomi Remen, wie sie das Wechseln des Kolostomiebeutels erlebte. Viele Ärzte drücken ihre enormen Ängste aus wie David Biro im Protokoll seiner Knochenmarktransplantation oder auch ihre Vorbereitung auf Abschied, Tod und Beerdigung wie der Allgemeinarzt Eberhard Rau, der mitten aus dem Praxisleben plötzlich mit einem malignen Pankreas CA konfrontiert wurde. Momente großer Scham werden nicht verschwiegen zB. bei J. Nielson die Tatsache vom Mann (Kollege!) mehrfach geschlagen zu werden und doch bei ihm geblieben zu sein; oder die Schilderung eines Betrugsversuches beim Drogenscreening ( R. Gehring), der auffliegt, weil der vom süchtigen Kollegen abgegebene Urin einen positiven Graviditätsnachweis ergibt; nicht zu vergessen die sexuellen Demütigungen einer Kollegin (J. Schneider), die ständige außereheliche Affären erträgt, und im Bestreben diese zu verhindern, für sie entwürdigende sexuelle Praktiken mitmacht. Die Beschreibung macht sicher klar, wie verschieden das Leid, das Krankheitsspektrum und die Art der Bewältigung von Ärzten und Ärztinnen geschildert wird.

III Verschiedenheit der Krankheiten betroffener Ärzte

In den Einzelbiografien und noch konzentrierter in den Sammelbänden von Berichten kranker Kollegen/innen (Gold, Mandell) wird eine Fülle von Krankheiten durch die davon betroffenen Ärzte geschildert. Akute und chronische, lebensbedrohliche und überlebbare, körperliche, seelische, psychosomatische, Beziehungsprobleme mit Ausmaß von Krankheitswert, Krankheiten, die einen sofort aus dem Arzt-Beruf werfen und solche, die eine weitere ärztliche Tätigkeit durchaus erlauben, alles kommt vor und wird dann doch immer wieder anders erlebt und geschildert. Es ist schwer, dies in irgendein Ordnungs- oder Übersichtsschema zu bringen. So sei die nachfolgende Tabelle nur als grober Orientierungsrahmen verstanden, der bei aller Lückenhaftigkeit doch einen Eindruck von der Fülle in Biografien geschilderter Krankheiten und ihren Auswirkungen geben kann.
Tabelle I Krankheiten von Ärzten und ihre Auswirkungen

AUTOR      KRANKHEIT        AUSWIRKUNG
_________________________________________________________________________________________

1. Adams, Patch: Depression/ Suizidalität Humor als Therapeutikum entwickelt
2. Auras, S HIV massive berufliche und private Probleme
3. Biro, David Leukämie muß HNO Gemeinschaftspraxis aufgeben
4. Dr. Bob, Alkohol begründet die Anonymen Alkoholiker
5. Brugh Joy, Pankreas CA Pionier bezügl. Heilung und Spiritualität
6. Buchinger, Otto schwere Arthrose Wegbereiter des Heilfastens
7. Döblin, Alfred agitierte Depression Schreiben als Selbsttherapie, kreativer Akt
8. Freud, Sigmund Mundhöhlen CA Mißtrauen gegenüber Behandlern
9. Heusler-Edenhuizen, lebensgefährliche Appendizitis Einfühlung in Schwerkranke
10. Gehring, Robert Sucht (Drogen, Alkohol, Tabletten) Verlust der Praxis, Ehekrise
11. Gottschaldt, M.: Alkohol schafft neue Intensivbehandlung der Sucht
12. Hallowell, E ADS- Aufmerksamkeit Defizit Syndrom wird zum Fachmann für ADS
13. Huber, Hans Depression, Herzinsuffizienz Kinder sollen schnell Ärzte werden
14. Jamieson, Kay R. Manie, Depression, Suizidversuch wird Spezialistin f. affektive Störungen
15. Kharitidi, Olga Ich-Auflösung völlig veränderte Welt- und Berufssicht
16. Kuiper, Piet Depression Frühberentung, Emeretierung
17. Kübler-Ross, E.: Schlaganfall Rollstuhl, markante berufliche Zäsur
18. Mandell,, H malignes Melanom mehr Geduld mit schwierigen Patienten
19. Maxin, D. : Lupus Erythematodes mußte Medizinstudium abbrechen
20. Meixner-Wülker, E. Suizid d. Arztes- Angehörige gründet SH Gruppe Angehörige um Suizid
21. Morrison, Martha: Sucht (Drogen, Alkohol, Tabletten) wird Oberärztin einer Suchtklinik
22. Müller-Nienstedt, H Transplantation wird Referent über Transplantation + Psyche
23. Nielsen, Jerry Mamma CA weltweit bekannt; intens. Kampf fürs Leben
24. Rau, Eberhard Pankreas CA starke Hinwendung zur Transzendenz
25. Remen, Naomi Morbus Crohn immense Entwicklung (Beruf, Privat, Autorin)
26. Redmond, Luise Depression lange Phase von beruflichen Schwierigkeiten
27. Ripke, Thomas metastasierendes Magen CA initiiert die Bewegung “Der kranke Arzt”
28. Rosenbaum, Edward Kehlkopf CA Schock über die inhumanen Seiten d. Medizin
29. Sacks, Oliver: Trauma, schlaffe Lähmung des Beines intensiver Prozeß um d. Verstehen d. Krankh.
30. Schneider, Jennifer: Sexsucht und Untreue des Partners Bewältigung d. eigenen Ko-Abhängikgeit
31. Schwarzenberg, Th. Polytrauma, Tetraplegie Praxisverlust,extreme Gesundungsanstrengung

IV Besondere Aspekte in der Schilderung kranker Ärzte

Bei der oben genannten erheblichen Bandbreite an Darstellungen läßt sich nur schwer ein gemeinsamer Nenner finden. Trotzdem erscheinen mit fortgesetzter Lektüre bestimmte Aspekte immer und immer wieder bei Ärzten eine Rolle zu spielen. Diese Aspekte sollen auschnittsweise beleuchtet werden.
· Diagnosemitteilung- Wann und wie einen die Diagnose der eigenen Krankheit trifft ist enorm wichtig. So gut wie alle erkrankten KollegeInnen vergessen diesen Moment nie!. Auch schildern die meisten mit wieviel Halt, Wärme und Mitgefühl die Mitteilung der Diagnose erfolgt. Auf Grund der eigenen Arzterfahrung stellen zudem viele die Diagnose an sich selber, also unmittelbar im Erlebnisschock, z.Bsp. O. Sacks, der sich noch auf der Bergalm selbst untersuchte und dann die traumatische Quadrizepsruptur mit Parese fand; z.B. E. Kübler Ross, die beim Aufwachen den schweren Insult mit Halbseitenlähmung realisierte, z.B. Fürstin von Schwarzenberg, die nach ihrem Schiunfall blitzschnell aus dem fehlenden Schmerz auf einen hohen Querschnitt schloß. Manche öffnen nichtsahnend die eigenen Befunde und werden dann von dem Ausmaß d. Pathologie emotional schwer betroffen z.B. J. Nielson, die am Südpol beim Lesen ihrer e-mails plötzlich den histologischen Befund der Biopsie liest und sich dann fühlte als “fließe Eiswasser in ihren Adern”. Z.B. E. Rau, der unter den vielen Laborwerten in seiner Praxis plötzlich die eigenen extrem hohen Leberwerte sah und sofort wußte “ich bin sehr schwer krank”. Andere Ärzte merken, daß etwas nicht stimmt weil ihnen die Kollegen im Krankenhaus ausweichen und alle plötzlich an Amnesie leiden, wenn es um die Untersuchungsergebnisse geht ( Mandell). Manche wie Sigmund Freud werden initial geschont und belogen, verlieren daraufhin später viel an Vertrauen in ihre behandelnden Ärzte. Die positiven Erlebnisse bleiben ebenfalls lange nachwirkend z.B. die Tränen im Augen des Radiologen, der seinem Krankenhauskollegen die Tumordiagnose am Röntgenbild zeigen muß.

· Zorn auf die behandelnden Ärzte Bei aller Dankbarkeit gegenüber Behandlern, die kompetent, zugewandt und engagiert kranke Ärzte behandeln, ist doch die Unzufriedenheit, ja der Zorn auf behandelnde Ärzte ein häufigeres Thema. Anlässe dafür sind vielschichtig: Ausweichen und Lügen bei der Mitteilung der Diagnose; emotionale Kälte, psychosoziale Inkompetenz und natürlich auch medizinische Fehlleistungen – wobei diese oft noch eher verziehen werden, als die menschlichen ! Mangelnde Bereitschaft diagnostische und therapeutisches Vorgehen abzustimmen und Verlangen, der Arzt Patient möge sich sozusagen pauschal unterwerfen spielen ebenfalls als “Zornfaktor” eine wichtige Rolle. Speziell aggressionsauslösend wirkt der zu oft gebrauchte Spruch ” Sie als Arzt / Sie als Ärztin müssen das doch verstehen bzw, sollten sich doch bei dieser Krankheit in ihr Schicksal fügen” ; wie schlimm verletzend solche Sprüche auf erkrankte Ärzte wirken zeigt zB.die nachdrückliche Schilderung der Fürstin von Schwarzenberg. Bei ihr wollten Kollegen nur Stunden nach dem Unfall und der resultierenden Tetraplegie mit diesem Argument die Hinnahme einer Restexistenz als völlig Gelähmte erzwingen. Zu Recht fragte sich die Kollegin damals, ob die Behandler in gleicher Situation auch sich selber so etwas sagen ließen. Der Spruch “Sie als Arzt ….” verkennt, daß ein kranker Mensch Zeit braucht um mit einem Schicksalschlag fertig zu werden, daß die Zahlen einer Statistik in der Krankheits verarbeitung oft nur wenig bedeuten, daß primär emotionale Faktoren hier eine Rolle spielen. Zorn und Enttäuschung ist auch bei D. Maxin immer wieder herauszulesen, dauerte es doch zehn Jahre, bis ihr Lupus endlich diagnostiziert war, nach vielen falschen Interimsdiagnosen. Zehn Jahre, die durch nichts wiederzubekommen waren. Kollege Rosenbaum aus Portland ging mit typischen Beschwerden wie monatelanger Heiserkeit zu drei HNO Kollegen, bis schließlich der Kehlkopfkrebs erkannt wurde, vorher war die Fehldiagnose die einer unspezifische Reizung. Zorn flackert auch in dem Bericht von Kollegin Auras auf, die im Krankenhaus eine HIV Infektion erwarb; kein Kollege wollte ihr glauben, alle möglichen z.T. sehr kränkenden Unterstellungen wurden gemacht, bis die tatsächliche Verantwortungskette festgestellt wurde.
· Vom Arzt zum “Einheitspatienten” Kein kranker Mensch möchte wie eine Nummer oder das “Ulcus von Zimmer 13″ behandelt werden. Dies gilt auch, dies gilt besonders für Ärzte. Sie haben viele Jahre studiert und sich abgemüht und dann soll plötzlich dies alles wie weggenommen werden, das löst z.T. heftige Reaktionen aus. Natürlich ist es wichtig, daß sich Ärzte auch in die Patientenrolle einlassen, nicht über alles und jedes Detail verhandeln, aber dies bedeutet eben nicht, daß man akedemische Grade wegläßt oder sich ein distanzloses Du erlaubt. Sind wir hier als Berufsstand zu empfindlich, zu narzistisch kränkbar? Vielleicht ist es so, aber es ist nichts gewonnen, wenn man als Behandler den Arzt-Patienten abwertet. Rosenbaum beschreibt wie kränkend es für ihn war, in dem Krankenhaus, in dem er persönlich Jahrzehnte Patienten behandelte, plötzlich nur eine Nummer zu sein, ja daß man auf seinem EDV Bogen irgendwann den Dr. med ganz wegließ.
· Vergessen werden Noch kränkender ist es, wenn man einfach vergessen wird. Auch dies scheint Ärzten öfters zu widerfahren z.B. Sigmund Freud, der postoperativ fast verblutete, weil man entsprechende Nachkontrollen vergaß; oder Oliver Sacks, der mit einem Fieberthermometer im After und schlimmen Schmerzen 20 min litt, bis ihm schließlich jemand half; E. Kübler-Ross ließ man nach einem Insult eine ganze Nacht mit massivem Harndrang ohne Hilfe, den US Kollegen Kleinmann zwei Stunden mit akutem Ileus und stärksten Schmerzen in der Notaufnahme; eine deutsche Kollegin wurde aus dem Aufwachraum in ein Einzelzimmer gebracht und dann 24 h vergessen ohne Trinken und Essen, ohne Schmerzmedikation.
· Mangelnder Datenschutz Ärzte als Patienten sind etwas besonderes, dies gilt insbesondere wenn sie in der eigenen Klinik oder am Heimatort behandelt werden. Somit sind Diagnose, Laborwerte, Röntgenbefunde nicht selten Gegenstand von Krankenhausgerüchten. Es spricht sich einfach rum, was der Doktor hat. Dies ist nicht in jedem Fall angenehm, manchmal schädigt es auch die Familie, die Praxis oder den Ruf. Extreme Fälle wie der der Ärztin am Südpol, die wegen des arktischen Winters lang nicht ausgeflogen werden konnte, gingen per Medien um die ganze Welt. Einer der Diagnose stellenden Histologen gab sein Wissen an die Presse weiter. Immer wieder findet sich in den Biografien ein Hinweis auf mangelnde Vertraulichkeit, die es dem erkrankten Arzt nicht ermöglichte selbst zu bestimmen, wem er/ sie etwas über seinen Gesundheitszustand offenbarte. Manche Ärzte und Ärztinnen haben im Wissen um diese Verstrickung weite Wege zu entfernten Behandlungszentren auf sich genommen, einige sogar die Tatsache ihres Arztseins verschwiegen.
· Sozioökonomische Probleme Wenn Ärzte krank werden oder nicht mehr arbeiten können erleben sie oft einen Rückgang ihrer Einnahmen ( Patienten wechseln) und eine Erhöhung der Ausgaben ( teure Vertreter, Behandlungskosten, Umbauten etc,). Das führt nicht selten zu erheblichen finanziellen Schwierigkeiten, zu Schulden, in Einzelfällen auch zum Konkurs; oft ergeben sich schwierige Verhandlungen mit den diversen Versicherungen. Da die meisten Kollegen auf so eine Situation nicht vorbereitet sind, erhöht sich der Stress und Druck auf den Kranken respektive Angehörige gewaltig. Für angestellte Ärzte scheint es wegen der Lohnfortzahlung zunächst besser auszusehen, aber auch hier gibt es zahlreiche Berichte von Verlust der Stelle und Arbeitslosigkeit. Mandell, dessen Melanom im Alter von ca. 40 J entdeckt wurde, konnte z.B. keine Lebensversicherung mehr abschließen, so daß er und die Familie in der vulnerablen Phase einer Kleinfamilie mit Kindern ohne Rücklagen viele Jahre unterversichert war. Andere Beispiele hierzu finden sich bei Auras, Gehring, Gottschaldt, Jamieson, Redmond u.a. . Viele Ärzte vermögen trotz und mit schwerer Erkrankung lange jahre weiter zu arbeiten, wenn gleich mit reduzierter Kraft und Zeit (Rosenbaum, Ripke, Remen )

Tabelle II Besondere Aspekte in Berichten von kranken Ärzten

1. Diagnosemitteilung
2. Zorn auf die behandelnden Ärzte
3. Vom Arzt zum “Einheitspatienten”
4. Vergessen werden
5. Mangelnder Datenschutz
6. Sozioökonomische Probleme
7. Mitbestimmung bei der Behandlung
8. Durch eigene Krankheit zum Reformer
9. Angehörige
10. Hilfen durch Kunst und Kreativität
11. Glaube, Spiritualität
12. Alternativmedizin
13. Krankheit als Weg zur “Plusheilung”

· Mitbestimmung Idealerweise sollte jeder Patient in Angelegenheiten von Diagnostik und Therapie eine Mitsprache haben. Allerdings scheitert dies oft an dem krassen Unterschied spezifischen Entscheidungswissens. Anders wenn die erkrankte Person selbst Arzt /Ärztin ist. Hier ist eine Mitbestimmung möglich und wird auch oft verlangt. Dies setzt die Behandler zum Teil unter Druck, weil sie eine so kooperative Behandlungsweise nicht gewöhnt sind, sich zu schnell brüskiert fühlen. Gerade dort, wo die Therapie fast so schlimm ist wie die Krankheit z.B. beim Krebs ist es nicht selbstverständlich stets die Maximaltherapie durchzuführen. Je einschneidender die Maßnahme um so mehr muß die kranke Person überlegen, ob sie das überhaupt will. Die klarste Reflexion in diesem Zusammenhang findet sich bei J. Nielson, die angesichts eines großen schnell wachsenden Brusttumors sehr wohl abwägt, welchen Weg sie gehen will, ob sie sich monatelanger Chemotherapie unterwirft oder einfach versucht so lange “normal zu leben” wie es geht und dann das Unvermeidliche hinzunehmen.
Auch die Compliance in der Durchführung längerer Medikation ist keineswegs selbstverständlich, die medizinische Vernunft ist nicht alles. So hat sich die Psychiatrieprofessorin K. Jamieson im Rahmen ihrer manisch depressiven Erkrankung auch schon zum Absetzen der Lithium- Medikation entschlossen, u.a. weil sie unter Lithium jahrelang kein Buch mehr lesen konnte. Meine frühere Lehrerin Elisabeth Kübler Ross verstritt sich mit ihren behandelnden Neurologen, weil sie trotz Apoplex weiter rauchte und auf dem Standpunkt blieb, es sei ihr Leben.

· Durch eigene Krankheit zum Reformer Ein wichtiger Aspekt der Krankheit von Ärzten ist die Verwandlung eigener Not und Selbsterfahrung in Beiträge zum medizinischen Fortschritt. Viele Mediziner wurden erst durch schwere eigene Erkrankung zu Entdeckern und Reformern mit großen Breitenwirkung: Der Chirurg Dr. Bob, chronischer Alkoholiker und fast am Ende, begründete die wohl größte und erfolgreicheste Selbsthilfegruppe, die Anonymen Alkoholiker ( die heute übrigens in der BRD überregionale Arztgruppen hat); Patch Adams, suizidal und freiwillig in der geschlossenen psychiatrischen Abteilung entdeckte die heilende Wirkung von Spaß bei schwierigsten Patienten und wurde durch seine “Medizin mit Humor” weltweit bekannt; der Marinearzt Otto Buchinger wurde nach schwerem rheumatischem Fieber mit massiver Gelenkbeteiligung mit dauerhafter Gehbehinderung wehrdienstuntauglich entlassen. Nach mehrwöchigem Fasten verschwanden die Beschwerden, und Buchinger half über viele Jahrzehnte mit seinem Heilfasten Tausenden Patienten, darunter auch Kollegen in vorbildlicher Weise. Thomas Ripke, selbst schwer krebskrank, engagiert sich als Wegbereiter für Selbsthilfegruppen kranker Ärzte und wirbt um mehr Verständnis für kranke Kollegen durch wichtige Beiträge u.a. im Deutschen Ärzteblatt und Organisation der Tagung “der kranke Arzt”. Matthias Gottschaldt, als neurologischer Chefarzt in jungen Jahren wegen eigener Alkoholkrankheit zwangspensioniert, schaffte ein Kurzzeit-Konzept zur Behandlung Abhängiger und hat damit hunderten kranker Kollegen/innen in den vergangen Jahren effektiv geholfen; Oliver Sacks, der nach einem Unfall sein schlaff paretisches Bein nicht mehr als zu sich gehörig erlebte, leistete Bahnbrechendes zum neurologischen Verständnis von Körperschema Störungen. Die Beispiele medizinischer Reformer mit eigener Betroffenheit ließen sich noch beliebig fortsetzen z.B. mit Edward Bach, der über Selbstversuche die Bach Blüten Therapie erfand oder Mildred Scheel, die aus der eigenen Krebserkrankung heraus die Deutsche Krebshilfe gründete.
· Angehörige In den meisten Selbstberichten kranker Ärzte spielen die Liebe zum Partner und die Unterstützung der Familie die wichtigste positive Rolle ( Rosenbau,, von Schwarzenberg, Mandell, Biro u.a.). In einigen Biografie berichten Ärzte, daß sie sich ohne Familie nicht in den Kampf um die Gesundung begeben hätten, wie z.B. Müller-Nienstedt, der die Lebertransplantation primär für seine Familie durchstand. Es gibt jedoch auch Zeugnisse, daß die eigene Krankheit den Arzt nicht schützt vor Trennung, Auseinandersetzung und auch Verlassen werden z.B. J. Nielsen, Kay Jamieson oder auch Robert Gehring. Offenbar wird eine liebevolle Beziehung unter den mannigfachen Belastungen einer ernsten Erkrankungen zusammengeschweißt, während Arztehen, in denen es vor der Krankheit kriselt, unter den Belastungen dann noch mehr Distanzierung aufweisen. So gut wie immer ist es für die schwerkranken Ärzte/innen Anlaß zu Sorge, Ängsten und auch Schuldgefühlen, wie sehr sie krankheitsbedingt dem Partner/ der Familie zur Last fallen. Auch die Reduzierung sexueller Begegnungsmöglichkeiten in Folge der Krankheit oder Therapie wird von vielen Paaren erlebt; nicht alle Arztpaare finden Wege darüber offen zu sprechen (Auras, Gehring, Kuiper, Schneider).
Außerdem müssen die Angehörigen ( oft sind auch sie im Arztberuf bzw. in einem medizinischen Beruf) ja auch selbst zurecht kommen, viele Ängste um die Zukunft, ums allein sein mit den Kindern ertragen, mit denen sie den erkrankten Arzt/Ärztin nicht belasten wollen. Dies ist schwer und führt nicht zu selten zur sekundären Depression. Berichte hierüber gibt es u.a. von Ken Wilber ( Titel: Mut und Gnade), aber auch von Meixner Wülker, die nach dem Suizid des Arztgatten das Weiterleben bewältigen mußte.
· Hilfen durch Kunst und Kreativität Eine schwere Krankheit wird von Menschen, primär emotional bewältigt, der Verstand zumal der wissenschaftlich gebildete spielt nur eine unterstützende Rolle. Musik, Gedichte, Bilder, Filme und Romane und natürlich auch Märchen enthalten oft viel an intuitivem Wissen, das tröstet und heilt. Immer wieder finden sich in den Erzählungen kranker Ärzte Hinweise auf die Hilfen durch das Musische; bei J. Nielsen, die am Südpol Gedichtlesungen mit Freunden unternimmt, in den musikalischen Exkursen von O. Sacks (Zitat: “Konfrontiert mit einer Realität, vor der der Verstand versagte, suchte ich Zuflucht bei Kunst und Religion”); sei es das eigene künstlerische Schaffen wie bei Piet Kuiper, der seine Bilder dem autobiografischen Werk beifügt. Auch die Tatsache einen Bericht, ja dann später ein Buch über die eigene Krankheit zu schreiben ist hilfreich und sogar therapeutisch wirksam..
· Glaube, Spiritualität Wo es um Tod und Abschied geht kommen Fragen nach einem Lebenssinn, nach der Bedeutung des Sterbens und dem Leben nach dem Tode auf, hier bilden Ärzte keine Ausnahme. Für manche ergibt sich eine längere Entdeckungsreise durch spirituelle Wege z.B. bei E. Rau und Brugh Joy. Die ganze Weltsicht wird überprüft, mit viel Neugier und Mut werden alternative Wege beschritten, New Age Methoden probiert oft mit erstaunlichen Resultaten. In einigen Fällen läßt sich die spirituelle Suche sowohl als Teil des Problems wie als Teil der Lösung sehen wie z.B. bei der russischen Kollegin Olga Kharitidi. Viele suchtkranke Ärzte finden über die Höhere Macht die Befreiung von der Abhängigkeit ( Dr. Bob, Gehring, Morrison). Auch bei Otto Buchinger spielte der Glauben und die Erhöhung von Bewußtsein eine wichtige Rolle. Kirchen- oder Synagogenbesuche werden bei tödlicher Bedrohung sehr viel intensiver, oft tröstender wahrgenommen (Biro). Andere Ärzte wie z.B. Freud bleiben bis zu ihrem Ableben dem Rationalismus treu.
· Alternativmedizin Viele Ärzte sind sich der Limitationen der orthodoxen Medizin sehr bewußt und wählen bei eigener Erkrankung als Adjuvans auch alternative medizinische Behandlungen: Reiki, Heiler, Homöopathie, Bach Blüten, positive Visualisierungen, Heilungs Meditationen und vieles mehr. Die jeweiligen – oft positiven -Erfahrungen finden sich in den biografischen Berichten bei Kübler-Ross, Buchinger, Patch Adams, Rau, Remen, Schwarzenberg u.a. Probleme ergeben sich selten, wenn dann am ehesten weil die Behandler in der orthodoxen Medizin eine solche zusätzliche Therapie ungern sehen und z.T. gekränkt mit Behandlungsabbruch, Hausverweis oder Spott reagieren, wie es Fürstin von Schwarzenberg erleben mußte.
· Krankheit als Weg zur “Plusheilung” Die meisten Menschen und Ärzte assoziieren mit einer Erkrankung wie etwa Krebs Leid, Verschlechterung der Lebensqualität etc. Nur selten wird die Krankheit als Chance gesehen zu einer positiven Veränderung. Bereits geschildert wurden die medizinischen Reformer, die aus der Erkrankung etwas Neues erfinden und damit ihr eigentliches Lebenswerk begründen. Bei anderen ist es so, als ob Sie früher Arzt sein als permanentes Schaffen und Rennen praktizierten und dann erst durch die Krankheit zu mehr Tiefe, Lebenssinn, sowie erfüllteren Beziehungen kommen. Für manche war das Leben vor der Krankheit voller Leid, emotional unbefriedigend; der Zwang um sein Leben zu kämpfen wurde erst der Weg zu besserer Lebenszufriedenheit. Diese Heilung über das vor der Krankheit vorhandene Niveau wird auch als Plus Heilung bezeichnet. Beispiele dafür sind die Biografien von Patch Adams, Brugh Joy; Naomi Remen, Dr. Bob, O. Karhitidi.

Tabelle III Zitate aus Selbstberichten kranker Ärzte

· Patient sein heißt geduldig sein Oliver Sacks
· Fünf Wochen Behandlung und ich bin kein Herr Doktor mehr. Edward Rosenbaum
· Ich schaute mich noch einmal in meinem Sprechzimmer um und verließ die Praxis.
Der Boden war mir unter den Füssen weggezogen worden. Eberhard Rau
· Jeden Tag war ich von Selbstmordgedanken besessen, ich mußte sie nur ausarbeiten. ..
Ich entdeckte, daß Spass ebenso wichtig ist wie Liebe und Leben. Patch Adams
· Bei mir selbst war meine Urteilsfähigkeit eingeschränkt. …Ich habe bei meiner Arztwahl Fehler gemacht, ich suchte sie aus, weil sie Freunde waren. Edward Rosenbaum
· Ich selbst hatte früher vor Krebspatienten und ihrem Schicksal Angst, heute sind sie meine Lieblingspatienten. Thomas Ripke
· Das Leben ist ein Lehrer von hoher Intensität und Integrität. Seine Lektionen sind oft schmerzhaft und endgültig. Brugh Joy
· Ich begriff und wußte plötzlich mit absoluter Sicherheit, daß niemand etwas für mein Leid
konnte, daß die Welt nicht für mich verantwortlich war. Ich erlebte einen Moment vollkommener innerer Freiheit. Naomi Remen
· Die Intensität meines Erlebens wurde schwächer, die innere Melodie erklang nicht mehr, Erlebnisse verloren an Bedeutung….. Die Dunkelheit herrscht im eigenen Inneren Piet Kuiper
· Privatsphäre ist ein Ding der Vergangenheit. Nach vielen Jahren völliger Unabhängigkeit fällt mir diese Lektion besonders schwer. .. Mein kosmische Bewußtsein rät mir, einfach ja zu dieser Art von Lebensende zu sagen. Aber da ich eigensinnig und trotzig bin, muß ich meine letzten Lektionen, genau wie alle anderen, auf harte Weise lernen. E. Kübler-Ross

IV Zusammenfassung

In den hier vorgestellten Berichten kranker Ärzte und Ärztinnen wird eine große Bandbreite von Leiden, Erleben von Krankheit, Kampf um Gesundheit sowie Bemühen um Annahme von Schicksal deutlich. Oft werden die Berichte niedergeschrieben als Weg um die Krankheit besser verarbeiten zu können, ebenso jedoch auch um anderen zu helfen, ja eine Veränderung und Verbesserung der Medizin zu erreichen. Gerade im persönlichen Erleben der Schattenseiten einer modernen Hochleistungsmedizin wird vielen Ärzten klar, was zu einer umfassenden Versorgung, so wie man sie sich als Mensch wünscht, vielerorts fehlt. Ausgeglichen wird dieses fehlende Element u.a. durch die Familie, Freunde, Selbsthilfegruppen für Ärzte aber auch durch Einbeziehung von alternativen Methoden und die Suche nach spirituellen Antworten. Es wird deutlich, daß Ärzte auf die Bewältigung eigener Erkrankung gar nicht oder schlecht vorbereitet sind. Das sich Hineinfinden in die Patientenrolle ist für viele Ärzte/innen initial schwierig, oft erhalten sie jedoch auch nur geringe Hilfestellung durch ihre Behandler,die z.T. selbst unsicher und befangen in der Behandlung eines Kollegen sind. Behandler von kranken Ärzten/innen sollten mehr über die psychischen Prozesse der Krankheitsverarbeitung wissen und lernen die emotionale Betroffenheit mit Geduld zu begleiten. Mehr noch als andere Patienten wollen kranke Ärzte eine Mitsprache bezüglich diagnostischem und therapeutischem Vorgehen. Mit den ihnen eigenen Ressourcen gelingt es vielen KollegInnen schwere Krankheiten, belastende Therapien und dauerhafte Einschnitte zu bewältigen. Einige finden dadurch zu einer neuen Art von Medizin, werden zu Reformern ihres Faches, andere erleben nach der Krankheit eine höhere Lebensqualität als vorher.

Tabelle IV Gemeinsamkeiten in der Schilderung kranker Ärzte

· Viele Ärzte sind auf die eigene Erkrankung schlecht vorbereitet
· Die Patientenrolle anzunehmen fällt ihnen schwer
· Sie wollen genau informiert werden und bezüglich der Therapie mitentscheiden
· Sie haben meist einen schnelleren Zugang zu medizinischen Ressourcen (Spezialisten)
· Bei Behandlung im eigenen Krankenhaus / am Wohnort werden Krankheitsdaten bekannt
· Streß durch Sorgen um Praxis, Vertreter, Arbeitsplatz, finanzielle Situation oder Streit mit der
Versicherung ist häufig zusätzlich belastend für die Gesundheit
· Viele Ärzte arbeiten trotz und mit schwerer Erkrankung weiter im Beruf ( z.T. reduziert)
· Einige entwickeln aus ihrer Krankheit neue Ansätze für die Medizin
· Alternative Therapieformen werden oft zusätzlich oder ausschließlich beansprucht
· Zumindest phasenweise wird der bisherige Arbeits- und Lebensstil modifiziert,
z.T. aber nach der Gesundung wieder unbalanciert und streßreich fortgesetzt
· Die Partnerschaft wird d. d. Erkrankung oft näher und erfüllender, zugleich müssen Verluste an Schönheit, Sexualität sowie Ängste um die Zukunft vom Arztehepaar bewältigt werden.
In einigen Fällen kommt es zu Trennung.
· Die Krankheit ist für manche Ärzte/innen eine Herausforderung tiefer über sich nachzudenken und zu fühlen, ggf. eine Lebensbilanz zu ziehen und Veränderungen anzugehen

 

Literatur:

1. Adams, Patch: Gesundheit . Zwölf & Zwölf Verlag, Oberursel, 1997 Depression/ Suizidalität.
2. Auras, S.: Ich bin Ärztin und HIV-positiv. Herder Verlag Freiburg, 1994 HIV
3. Biro, David: One Hundred Day – my unexpected journey from Doctor to Patient. Pantheon NY 2000 Leukämie
4. Blaues Buch der AA darin die Geschichte von Dr. Bob, Begründer der Anonymen Alkoholiker Alkohol
5. Brugh Joy, W.: Weg der Erfüllung. Ansata Verlag, Pankreas CA
6. Buchinger, Otto: Vom Marinearzt zum Fastenarzt. Hyperion Verlag, Freiburg, 1955 schwere Arthrose
7. Döblin, Alfred: Doktor Döblin- Selbstbiografie.Friedenauer Presse, Berlin, 2000 agitierte Depression
8. Frank,R.: Vom Leiden zum Heilen. Verlag für Wissenschaft und Bildung, Berlin 1997 Biogr. v. Ärzten
9. Gathmann, P.; Semrau, C.: Der verwundete Arzt. Kösel Verlag, München, 1996
10. Gay, Peter: Freud – eine Biografie für unsere Zeit. Fischer Verlag 1989 Mundhöhlen CA
11. Heusler-Edenhuizen, H.: Du musst es wagen- Lebenserinnerungen Rowohlt Verlag, Hamburg, 1999 lebensgefährliche Appendicits und 1jährige Rekonvaleszenz/ Angehörige um Suizid
12. Gehring, Robert: Suchtrezept- Der Kampf eines drogenabhängigen Arztes. Blaukreuz Verlag Wuppertal, 1987 Sucht (Drogen, Alkohol, Tabletten)
13. Gold, J. (Hrsg.) Beyond Transference – When the therapists real life intrudes. Amer. Psych. Press. Wash. 1993
14. Gottschaldt, M.: Alkohol und Medikamente- Wege aus der Abhängigkeit Trias Verlag, Stuttgart, 1997 Alkohol
15. Guterson, D.: Östlich der Berge. Berlin Verlag, Berlin 1999 Roman; CA, Verwitwung, Suizidalität, Alter
16. Hallowell, E.; Ratey, J.: Zwanghaft zerstreut. Rororo Sachbuch 6073, Rowohlt Verlag, 1998, ADD (Attention Deficit Disorder)
17. Huber, Hans d. Bloß a Stupferle. Tamm: Wegra Verlag 1999 verschiedene Krankheiten
18. Jamieson, Kay R. Meine ruhelose Seele- Geschichte einer manischen Depression. München: Wilhelm Goldmann Verlag 1999 Manie, Depression, Suizidversuch
19. Kharitidi, O.: Das weiße Land der Seele, Paul List Verlag 1996; Ich-Auflösung d. schamanische Praktiken
20. Kuiper, P.: Seelenfinsternis – Die Depression eines Psychiaters. Fischer Verlag, Frankfurt, 1998, Depression
21. Kübler-Ross, E.: Das Rad des Lebens, Autobiogr. Delphi/Knaur Verlag 1997, Schlaganfall
22. Mandell,, H.; Spiro, H.: When doctor`s get sick, Plenum Medical Publ.. NY.1987 Sammelwerk, malignes Melanom , alle Krankheiten00
23. Maxin, D. : Mein Lupus erythematodes Tagebuch. Verlag für Neue Medizin. Darmstadt, 2000 Lupus Erythematodes ( gute Hinweise für Umgang mit chronischer Krankheit)
24. Meixner-Wülker, E.: Angehörige um Suizid. Didot Verlag, Bonn, 1998, Suizid d. Arztes- Angehörige
25. Morrison, B.: Wann hast Du zuletzt deinen Vater gesehen? Goldmann Verlag, München, 1993 Roman
26. Morrison, Martha: White rabbit – a doctor`s story of her addiction and recovery. Crown Publ. NY 1988 Sucht (Drogen, Alkohol, Tabletten)
27. Müller-Nienstedt, H.: Geliehenes Leben. Tagebuch einer Transplantation. Walter Verlag Zürich, 1996, Transplantation
28. Nielsen, J.: Ich werde leben. Marion von Schröder Verlag, München, 2000, Mamma CA
29. Rau, Eberhard: Krebs! Was nun Ebo. Verlag Dr. E. Rau, Amberg, 3. Auflage 2000, Pankreas CA
30. Remen, N.: Dem Leben trauen. Blessing Verlag, München 1997, Morbus Crohn
31. Redmond, L: Depression. In: Mandell, H.; Spiro, H. (Hrsg.): When Doctors get sick.. New York: Plenum Publishing Corporation . 1987, Depression
32. Ripke, Thomas: Der kranke Arzt. Dt. Ärzteblatt 2000; A-237-240 Krebs
33. Rosenbaum, Edward: Der Doktor – ein Arzt wird Patient, Econ Verlag, Düsseldorf 1993, Kehlkopf CA
34. Sacks, Oliver: Der Tag an dem mein Bein fortging. Rowohlt Verlag Hamburg, 10 Auf., 2000; Trauma, schlaffe Lähmung des Beines
35. Schneider, Jennifer: Back from Betrayal. Ballantine Books, NY 1990, Sexsucht, dauernde Untreue des Partners
36. Schwarzenberg, Therese: Mein Weg zurück ins Leben, Ibera Verlag/European University Press, Wien, 1995
Polytrauma, Tetraplegie
37. Siegel, B.: How to live between office visits. Harper & Collins Verlag, New York, 1993
Dieser beitrag wurde in gekürzter Fassung abgedruckt in MMW/Fortschritte der Medizin Heft 32-33, 2001