Ärzte und Priester mit Sexsucht

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Ärzte und Geistliche mit Sexsucht und Grenzverletzungen sexueller Art
Aufgrund der besonderen öffentlichen Aufmerksamkeit, wegen der massiven ethischen Pflichtverletzung sowie der hohen Entschädigungssummen sind zwei Berufsgruppen zahlenmäßig vor anderen in den amerikanischen Behandlungseinrichtungen: Ärzte und Geistliche. Die berufsgruppenspezifische Betroffenheit hat in den USA große Ausmaße erreicht, so wurden in Kalifornien 1993 ein Viertel aller eingezogenen Approbationen wegen sexual transgression ausgesprochen, die Schadenersatzsummen aller katholischen Diözesen wegen sexueller Verfehlungen von Priestern nähert sich 1 Milliarde Dollar, schon manche Gemeinde ist dadurch finanziell ruiniert worden.

Nun haben wir bisher in Deutschland ein geringes Problem-Bewußtsein an diesem Punkt, sieht man von den Berichten von Fischer & Fischer (Deutsches Institut für Psychotraumatologie) ab. Manchmal gibt es einen groß aufgemachten Bericht in der Presse, wie z.B. über den Psychologieprofessor aus Konstanz, der jahrelang Studentinnen mißbrauchte, aber von einer größer angelegten Stellungnahme der Ärztekammern, des Psychologenverbandes o.ä. ist mir nichts bekannt. Nichtsdestotrotz existiert das Problem hierzulande genauso. Der Verständnisschlüssel für die meisten Szenarien beruflicher sexueller Ausbeutung ist: Es geht nicht primär um Sexualität sondern um Machtmissbrauch! Insofern die Aufmerksamkeit sich aus einer anfänglich einseitig feministischen Perspektive zu mehr neutraler Betrachtung erweitert, finden sich zunehmend auch Frauen, die beruflichen sexuellen Mißbrauch betreiben. Auf jeden Fall muss jede/r, der sich mit sexuell Abhängigen beschäftigt, hierzu seine eigene Position erarbeiten, sich klar machen, ob und wie er Opfern sexueller Übergriffe von Ärzten/Therapeuten oder Priestern rät, den Täter/in zu konfrontieren. Auch eine Erforschung eigener Anteile, die zum Täter neigen ist sehr ratsam.

In den USA besteht mittlerweile eine gesetzliche Pflicht, alle Kollegen anzuzeigen, deren Namen im Zusammenhang mit einer unerlaubten sexuellen Handlung von Patientinnen genannt wird. Ich persönlich bezweifele, ob damit wirklich ein Schutz des Opfers erreicht wird. Wichtig ist aber für Sie zu wissen, dass solche Handlungen in den meisten Fällen Wiederholungstaten sind. Zunehmend werden angezeigte Kollegen begutachtet. Ohne hier auf Einzelheiten einzugehen möchte ich die Erfahrungen von RICHARD IRONS, Menninger Clinic in Topeka, Kansas, mit über 200 Kollegen/innen aufnehmen. Für sexuell übergriffige Ärzte hat er eine Einteilung vorgeschlagen, die auch in der individuellen Psychotherapie Berücksichtigung finden könnte:

  • der naive Prinz, am Berufsanfang, mit noch nicht voll ausgebildeten und bewährten Grenzen;
  • der verwundete Krieger, der sich seinen eigenen Verwundungen und Neurosen nicht stellt, statt dessen nach und nach Trost und Entlastung bei Patientinnen sucht;
  • der dienende Märtyrer, meist in fortgeschrittener beruflicher Position, weitgehende Fixierung auf die Arbeit, stellt alles dafür zurück, zunehmender Groll auf diese Lebensführung. Beginnt spezielle Ausnahmen zu machen, Selbstrechtfertigung “irgendwann muss ich doch auch einmal etwas bekommen”;
  • der falsche Liebhaber, ein Mann voller Sehnsucht danach “alles zu haben”, viele Frauen, Genüsse, häufig auch Alkohol/Medikamentenmißbrauch oder Sucht, begleitend häufig zusätzlich erheblich Persönlichkeitsstörung;
  • der dunkle König – hier geht es um Macht, Ausbeutung, massive Spaltung effektive Dr. Jekyll/Mr. Hyde Geschichten.

Weiterführende Literatur:

Irons, Richard The wounded healer