professioneller Sexueller Mißbrauch – strenge Situation in USA

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Strenge Verhältnisse in den USA bei sexuellen Grenzverletzungen durch Ärzte

 

In den USA haben sowohl die American Medical Association (AMA) wie auch die American Psychiatric Association (APA) bereits in den 70ern sexuelle Kontakte zwischen Arzt und Patient/in als unethischen sexuellen Mißbrauch gekennzeichnet. Diese Grenzziehung für angemessenes professionelles Verhalten wurde dann  in den 90ern noch mal verschärft und umfaßt seither auch Kontakte zu früheren Patienten/innen eines Arztes. Harte Sanktionen sind mit der Verletzung des Abstinenzgebotes verknüpft und werden mittlerweile häufig verhängt. Aktuell ist der zweithäufigste Grund für den  Verlust der Approbation (medical license) eine  sexuelle Grenzverletzung! Alle Ärzte müssen überdies Berichte eines Patienten über einen sexuellen Übergriff durch einen anderen Arzt innerhalb von 30 Tagen den zuständigen Stellen melden (Anzeigepflicht für Kollegen)! Durch all diese Maßnahmen sind in den letzten Jahren Hunderte von US Ärzten und Ärztinnen vor ein Berufsgericht zitiert worden. Vor der Entscheidung über einen Widerruf der Approbation wird meist eine fachärztliche Begutachtung angeordnet. Diese Begutachtung erfolgt i.d.R. 3-5 Tage stationär und besteht aus Gesprächen mit verschiedenen Fachleuten (Psychiater, Psychologen, Suchtspezialist, Internist). Das Ziel ist die  Rekonstruktion der Ereigniskette inkl. früherer möglicher Auffälligkeiten,  die Erarbeitung einer kausalen Hypothese für die Grenzverletzung, den Arzt zu angemessener Selbsterkenntnis zu führen und ihn /sie zu  ermutigen eine Therapie zu beginnen. Die  Ergebnisse  von 150 Begutachtungen durch IRONS erbrachten bei :

25%   keine Auffälligkeit, die Kollegen konnten gleich zurück in Beruf
7%   unklar ( keine klare Aussage möglich)
58%   klare Diagnose, Behandlungs- und Rehabilitationsvorschlag.

Die Diagnostische Bewertung ergab bei 37% sichere  Substanzabhängigkeit
> 50% sexuelle Störungen mit süchtigen Anteilen .
Falls nach einer Therapie eine Weiterführung der Praxis genehmigt wird, geschieht dies oft unter Auflagen wie Fortführung bestimmter Therapien, nachgewiesener Besuch bestimmter Selbsthilfegruppen (Sex Anonymous), obligate Anwesenheit einer Helferin im Untersuchungszimmer, bei allen körperlichen Untersuchungen etc.  (Mäulen&Irons)

Insgesamt demonstriert die AMA dadurch ein strenges Vorgehen  mit der Null-Toleranz Haltung, die Amerikaner ja auch in anderen Bereichen zeigen (Mäulen 1997). US Kollegen geben im mündlichen Gespräch jedoch auch zu, dass dieser strengere Schutz  auch Nachteile hat wie die Belastung des Arzt-Patient Verhältnisses, eine defensive Medizin, strenge Zurückhaltung beim Äußern von Unterstützung und  Zuwendung, Wegfall von Nähe, unterlassene Diagnostik, Kosten etc.