Wenn die Ehefrau in der Praxis mitarbeitet

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Lange Zeit konnten Ärzte mit einem überdurchschnittlichen Einkommen einen gewissen Ausgleich durch Verwöhnung und materielle Sicherheit bieten. Dies hat vielleicht zu einer insgesamt unterdurchschnittlichen Scheidungsrate beigetragen, wie amerikanische Autoren vermuten. Nach den drastischen Einschnitten der Gesundheitsreform dürfte diese Kompensation weitgehend ausgedient haben.

Um mehr Gemeinsamkeit zu haben, jedoch auch aus wirtschaftlichen Gründen, arbeiten ca. 15 bis 30% der Ehefrauen in der Praxis des Mannes mit. In der Regel haben diese Frauen mehr Verständnis für den täglichen Praxisstress. Die Identifikation mit der Praxis ist größer, und es gibt eine gemeinsame Verbundenheit und Verantwortung. Die Ehefrau hat einen besonderen Vertrauensstatus (mehr als die anderen Angestellten), es gibt ökonomische Vorteile, ein klareres Wissen um die finanzielle Situation, oft auch die Beruhigung für den Arzt, dass “sie die Finanzen in Ordnung hält” Meist hat die mitarbeitende Ehefrau auch mehr Nähe zu den Mitarbeiterrinnen. Und: Sie erweist sich als kompetente Gesprächspartnerin, wenn es um den Beruf geht.

Andererseits stehen beide Partner durch die Arbeit in der Praxis im Stress. Es kann z.T. massive Dominanzkonflikte geben. Häufig bereitet die Abgrenzung zur persönlichen Ebene der Partnerschaft Schwierigkeiten: Wann wird über die Praxis gesprochen, vor der Fernseher, im Bett? Die Mitarbeiterinnen werden versuchen, den Arzt über die Ehefrau zu beeinflussen. Andererseits erlebt sie gelegentlich quälende Eifersucht, etwa wenn sich der Arzt mit einer hübschen Helferin arbeitsmäßig besser versteht.

Um die Zusammenarbeit in der Praxis und die Harmonie der Ehe auszubalancieren, haben sich folgende Vorgehensweisen bewährt:

  • Für den Einsatz in der Praxis sollte berufliches Können bereits vorhanden sein. Es geht manchmal auch mit ,on the job training”; doch dabei kann es Schwierigkeiten mit dem Respekt der qualifizierten Mitarbeiterinnen geben.
  • Damit Zuhause und Praxis nicht eins werden, sollten Barrieren errichtet werden, die beide Lebensbereiche getrennt halten: Z. B. keine Karteikarten oder Diktatarbeit mit in die Wohnung nehmen oder Kleidungswechsel zwischen Praxis und Wohnung.
  • Immer zusammen zu sein, tut selten gut. Paare sollten Abmachungen treffen, damit jede/r genug Zeit für sich hat.
  • Eine angemessene Bezahlung der Ehefrau ist wichtig. Sie sollte nicht primär unter steuerlichen Gesichtspunkten bezahlt werden!