Professionelle Helfer in der Suchttherapie

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Professionelle Helfer in der Suchttherapie -
im Spannungsfeld zwischen Hoffnung, Burnout und Hilflosigkeit
1. Einleitung

Warum stehen wir – also die professionellen Helfer – heute im Mittelpunkt? Wir kümmern uns so viel um andere, dass wir manchmal, einzelne häufig, die Beschäftigung mit uns selber vernachlässigen. Mir persönlich ist es oft Ursache für Zorn, wenn ich höre, dass Helfer sich jahrelang um andere kümmern, aber wenn sie selber in Not kommen keine Hilfe in Anspruch nehmen oder keine verfügbar finden. Diese Spaltung in einen hochkompetenten professionellen Helferteil und einen hungrig bedürftigen Teil, das Nebeneinander von beruflicher Stärke und privatem Unglück ist nicht neu. Sie wurde u.a. durch Schmidbauer in seinem wichtigem Buch “die hilflosen Helfer” aus therapeutischer Sicht gut beschrieben. So ist das Thema weniger die Mitteilung von exorbitant Neuem, sondern eher die immer wieder notwendige Verstärkung der Aufmerksamkeit, die wir unserer eigenen psychischen Gesundheit geben. Dies ist um so mehr nötig, als vermutlich die meisten hier in Expansionszeiten oder guten Zeiten im Gesundheitssystem beruflich eingestiegen sind. Für eine Phase der Verknappung stehen für viele keine abrufbaren Erfahrungen oder Modelle zur Selbstregulation bereit. Von daher fixieren wir fast ausschließlich auf die eingetretenen oder noch zu erwartenden Einschränkungen, messen die Qualität unserer Arbeit an dem Standard aus besseren Zeiten und wundern uns, dass wir uns dabei individuell und kollektiv schlechter fühlen. Wer sich aus theoretischer Sicht eingehender mit dem heutigen Thema beschäftigen will, dem sei der Tagungsband der Freiburger Sozialtherapiewoche 1997 “Gute Arbeit in schlechten Zeiten”, Lambertus Verlag Freiburg, sowie von Jörg Fengler “Süchtige und Tüchtige”, Pfeiffer Verlag München empfohlen (Fengler 1998).

 

2. Helfen macht müde

Suchtpatienten besitzen oft eine eigenartige Faszination: schillernd, mutig, voller Abgründe, narzißtisch aufgebläht, abgrundtief verzweifelt, dringend hilfesuchend, oft dann schnell wieder oben auf; ihr Leben ist oft alles andere als langweilig und so ist auch die Beschäftigung mit ihnen alles andere als langweilig. In meiner Psychotherapie von professionellen Helfern (Ärzte, Psychologen, Dipl. Soz. Päd, Krankenschwestern, Pfleger) bin ich immer wieder überrascht, wie die Wahl des endgültigen Arbeitsgebietes mit der persönlichen Geschichte verknüpft ist. Manchmal sind die Zusammenhänge leichter erkennbar wie bei mir, wo die Wahl des Schwerpunktes Sucht mit der Alkoholkrankheit meines Vaters zusammen hängt. Manchmal sind die Zusammenhänge schwerer zu finden. Überraschend ist nicht, dass es diese Zusammenhänge gibt, überraschend ist, dass die professionellen Helfer häufig keine/wenig Kraft und Überlegung anstellen, warum sie sich ein so schweres Arbeitsgebiet wie das der Sucht herausgesucht haben.
Neben dem Wunsch zu helfen stehen oft unbewältigte Ängste, Schuldgefühle in engem Zusammenhang mit der eigenen Biographie dahinter.
Aus der Supervision und Balintgruppenarbeit weiß ich, dass dort wo wir müde werden, drohen auszubrennen, oft unerkannte persönlich biographische Konflikte die Ursache sind. Für diejenigen mit Interesse am Enneagramm: Der Helfertyp ist der Eneagrammtyp 2. Wie die Autoren eines weit verbreiteten Enneagramm Buches (Rohr 1989) beschreiben geht es oft nicht um das Helfen an sich, was ungesund ist, sondern darum, dass wir manchmal aus den verkehrten Motiven helfen wollen. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass auch finanzielle, organisatorische, politische und andere systemische Faktoren wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung von Burnout haben.

 

Welche Belastungen bringt ein helfender Beruf mit sich?

Wir sind als Helfer täglich sehr verschiedenen Belastungen ausgesetzt, einige erleben wir u.U. als stimulierend, einige bewältigen wir eher leicht, andere Belastungen machen uns wieder und wieder zu schaffen.
Um Ihnen eine kurze eigene Positionsbestimmung zu erlauben, halten Sie bitte kurz inne und erinnern sie sich an die letzte Arbeitswoche:

  • Sie sind vermutlich Klienten/PatientenInnen begegnet,
  • es gab vielleicht eine Teamsitzung
  • es kamen Telefonate
  • Anträge und Formulare mussten ausgefüllt werden
  • Budgetdiskussionen
  • Unsicherheit ob Stellen abgebaut werden müssen
  • die Aussicht demnächst noch mehr Arbeit leisten zu müssen

Während Sie all dies vor Ihrem inneren Auge vorbeiziehen lassen beachten Sie,
An was erinnere ich mich mit besonderer Deutlichkeit?

  • Was hat mich am meisten belastet?
  • was fehlte mir am meisten?
  • was ist mir persönlich “am meisten unter die Haut gegangen”?

 

3. Burnout

“Unter Burnout versteht man Vorgänge und Zustände körperlicher, seelischer und intellektueller Erschöpfung, die schleichend beginnen oder abrupt einsetzen und den von ihnen Betroffenen selbst beunruhigen – im Gegensatz zu einer – normalen – abendlichen Müdigkeit” schreibt Fengler. Das klinische Bild überschneidet sich mit dem einer Erschöpfungsdepression.
Konkret schildern Ausgebrannte “ich hatte früher wirklich Interesse an den Patienten/Klienten, jetzt spüre ich nichts mehr; oder ich kann gar nicht mehr abschalten; nichts freut mich mehr; ich bin zunehmend gereizt im Einzelgespräch; ich dehne die Pausen aus, so lange ich kann; ich freue mich über jeden Patienten, der absagt; ich muß mich mehr und mehr zur Arbeit zwingen; ” Warnzeichen sind darüber hinaus eine Zunahme von Nikotin, Alkohol und /oder Medikamenteneinnahme.
Ausbrennen kann nur, wer vorher gebrannt hat! Keineswegs verwunderlich ist, dass die professionellen HelferInnen, die im Beruf anfangs sehr stark engagiert sind, sehr hohe Idealziele haben oft schneller ausbrennen, als andere, die den unvollkommenen Alltag in Klinik und Beratungsstelle innerlich eher annehmen können. Selbstverständlich spielen hier die persönlichen biographischen Variablen einer Helfer Person eine entscheidende Rolle – Wie stark sind die Über-Ich-Vorschriften, wie unbedingt der Wille einen Patienten, das Team, ein Arbeitsplatzsstem, letztlich die ganze Welt zu retten? Wie stark betrifft es die Person, Dinge nicht zu können oder nicht optimal? Darf es ein Scheitern geben oder ist dann die gesamte Ich-Struktur bedroht respektive entwertet? Ist das, was wir gerade in der Sucht den Hilfesuchenden zumuten, die persönliche Kapitulation, auch für den / die Helfende möglich ohne permanente Schuldgefühle und erdrückende Ängste?
Neben den persönlichen Variablen hängt es gewiß auch stark von dem geistig emotionalen Klima einer Praxis, einer Beratungsstelle / eines Teams ab, ob oder wie schnell es zu einem Burnout kommen kann: Gibt es eine angemessene Unterstützung insbesondere in der Anfangs-/Einarbeitungsphase? ist eine Supervision /Intervision regelmäßig gegeben? Herrscht ein starker Konkurrenzdruck? gibt es trotz aller Budgetzwänge eine unterstützende Solidarität innerhalb des Teams oder wenigstens auf der gleichen Hierarchieebene? Gibt es Helfer mit Vorbildfunktionen, an denen die gelungenen Trennung von Privat und Beruf, die Kombination von professionellem Arbeiten und erfüllter Freizeit und angemessene Anpassung an veränderte Umstände abgeschaut werden kann?
Es ist nicht allzuschwer, ein Burnout bei sich zu entdecken, die Zeichen sind in der Regel deutlich: Oft hat es schon eine ganze Reihe besorgter Rückmeldungen oder Fragen von KollegenInnen gegeben. Schwer kann es jedoch sein zuzugeben, Ja ich bin ausgebrannt.

 

Nicht jedes Burnout Syndrom benötigt unbedingt Behandlung. Es gibt viele Möglichkeiten des Wachstums, der Veränderung! Im Unterschied zur schweren Depression können Arbeitsplatzwechsel, Rotation auf eine andere Station, Fortbildung, Seminare, private Veränderungen Ausmaß und Schwere stark beeinflussen. Das schwierigste ist sicherlich, so zu tun als ob alles in Ordnung sei und ohne Veränderung alles beim alten lassen, in der Hoffnung, das geht von alleine vorbei. Dies gelingt meist nicht!
Nachfolgend werden einige Anzeichen für Burnout aufgeführt:

Indikatoren des Burnout (modifiziert nach Cherniss 1980, zit. in Fengler)

  1. Täglicher Widerstand, zur Arbeit zu gehen
  2. Gefühl des Versagens, des Ärgers, des Widerwillens
  3. Schuldgefühle und Gleichgültigkeit
  4. Mutlosigkeit dem eigenen Erfolg gegenüber
  5. Rückzug
  6. Tägliche Gefühle von Müdigkeit und Erschöpfung
  7. Häufiges nach der Uhr sehen in der Therapiesitzung
  8. Große Müdigkeit nach der Arbeit
  9. Verlust von positiven Gefühlen den Patienten gegenüber
  10. Verschieben von Patientenkontakten
  11. Abneigung gegen Anrufe und Besuche von Patienten
  12. Unfähigkeit, sich auf Patienten zu konzentrieren / ihnen zuzuhören
  13. Zynismus
  14. Vermehrte Bereitschaft, Patienten für ihr Verhalten zu tadeln
  15. Dienst nach Vorschrift
  16. Schlafstörungen
  17. Vermeiden von Arbeitsdiskussionen mit Kollegen
  18. Vermehrte Billigung medikamentöser Behandlung bei psychischen Störungen
  19. Häufige Kopfschmerzen und Magen Darm Beschwerden
  20. Rückzug auf starre Denk- und Verhaltensmuster
  21. Mißtrauen
  22. Ideen, von anderen bedroht / hintergangen zu werden
  23. Drogengebrauch
  24. Ehe – und Familienprobleme
  25. Fehlzeiten am Arbeitsplatz
  26. Unkontrollierte Gegenübertragungen

 

4. Hilflosigkeit

Hilflosigkeit und Ohnmacht sind schwer auszuhalten.
Dies gilt auf kollektiver Ebene, wo unsere Gesellschaft insgesamt einseitig auf das Machbare fixiert ist und Bereiche ausklammert, in denen man mit Machen nicht weit kommt, z. B. das Sterben. Im Kollektiv der Ärzte und Therapeuten beobachte ich etwas ähnliches: Da wird allerorts nach Lösungen gesucht, es muß unbedingt eine Lösung her; dass es Situationen gibt, die nicht “einfach zu lösen sind” ja vielleicht überhaupt nur angenommen werden können, wird kaum ausdrücklich festgestellt. Dadurch entsteht für den einzelnen u. U. sehr viel Druck.
Neben der kollektiven erkennt man auch auf der individuellen Ebene, dass wir Menschen sehr viel tun, um das Gefühl der Hilflosigkeit nicht spüren zu müssen. Nicht selten wird in der Biographie von professionellen Helfern eine frühe Erfahrung von Hilflosigkeit sichtbar, die durch die Wahl eines Helferberufs überwunden werden soll. Das Vertrackte daran ist, egal wie gut wir sind, egal wie viele Patienten wir behandeln, wir kommen nie an ein Ende, es gibt immer noch mehr zu tun, nie erreichen wir alle Notleidenden. Leid, Abschied, Unvollkommenes gehört zum Leben; ja auch zu unserem Privatleben. Vielleicht haben sie das erlebt in ihrer Partnerschaft, in der Erziehung der Kinder, im Umgang mit einer eigenen Krankheit. wer selber da durch gegangen ist, weiß dass im Annehmen der Hilflosigkeit oft schon ein Prozeß der Reife besteht. Meine Lehrerin Elisabeth Kübler Ross drückte das früher so aus: “Would you shield the canyons from the sandstorms you would never see the beauty of their carving.” Frei übersetzt etwa: Wenn man die Canyons vor allen Sandstürmen beschütze, sähe man nie die Schönheit ihrer Steinstrukturen
In unserem Beruf, speziell im Suchtbereich gibt es vieles was Gefühle der Hilflosigkeit auslösen kann:

  • Rückfällige Patienten
  • Familien, die in ihrem Suchtsystem scheinbar unveränderlich sind
  • Jede Menge Schmerz, Leid der Betroffenen
  • Harte Konsequenten aus der Sucht, die wir den Patienten / Klienten nicht ersparen können
  • Strukturelle Veränderungen wie Verringerung unseres Gehaltes
  • Schließung unserer Arbeitsstelle
  • Ängste um unsere persönliche Zukunft
  • eine stetige Zunahme unserer Arbeit
  • aktuell ein wachsendes Mißverhältnis zwischen der Arbeitsqualität, die wir früher hatten, die wir innerlich als gut erlernt haben, und dem was wir mit einem engen Budget heut noch tun dürfen.

Es kann für jeden hier nützlich sein, sich anzuschauen, was macht mich persönlich hilflos, wie reagiere ich dann, sind es immer die gleichen Auslöser? Behalte ich meine Hilflosigkeit für mich, getraue ich mich sie anderen zu zeigen, und was fällt mi am schwersten zuzugeben? Habe ich schon einmal die Hilflosigkeit schlichtweg ausgehalten / aushalten müssen und was ist daraus erwachsen?

 

5. Hoffnung haben und etwas für die Hoffnung tun

Vor einigen Jahren war ich auf einer Ärztekonferenz in Victoria Kanada. Es ging um die Anpassung an die neuen Bedingungen. Das Eröffnungsreferat wurde überraschenderweise von einem Nicht-Mediziner gehalten. Der Referent war Manager der Luftfahrtindustrie. Er berichtete, wie über fast 10 Jahre das gesamte gesetzliche und finanzielle Umfeld der amerikanischen Luftfahrtindustrie umgebaut wurde. Wie sich die einzelnen Organisationen anpassten und wie die Angestellten nach anfänglichem Schock lernten, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Ich habe viel aus diesem Vortrag gelernt: keine Branche ist vor harten Rückschlägen geschützt, vieles was man sich zunächst nicht vorstellen kann wird nach einer Weile normal und auch nicht mehr als fürchterlich empfunden.
Wir haben über Belastungen, Burnout und Hilflosigkeit gesprochen. Das heutige Thema umfasst jedoch auch die Hoffnung. Auf was können wir hoffen, wenn zumindest die äußeren Rahmenbedingungen für die nächsten Jahre eher einen Schrumpfungs- und Konzentrationsprozess prognostizieren lassen? Wir können hoffen, dass wir die Kraft und die Kreativität finden, um damit leben zu lernen. Wir können hoffen, dass wir Gelassenheit finden, um mit den Veränderungen auf eine für uns richtige Weise klar zu kommen. Wir könne uns daran erinnern, dass wir schließlich in Deutschland ein gut ausgebautes Suchthilfesystem haben, dass eine Reduktion der stationären und ambulanten Kapazität nicht bei null enden wird, sondern vielleicht auf dem Level an Hilfe, der 1970 oder 75 zur Verfügung stand. Wir können hoffen, dass wir persönlich von dem Maßstab der vergangenen optimalen Möglichkeiten herunterkommen können und unsere berufsbezogenen Ansprüche auch einschränken lernen. Wir können hoffen ,dass nach einer vielleicht lange dauernden Abwärtsbewegung im Suchtssytem bei veränderten gesellschaftlichen Situationen, auch wieder eine Erholung und Verbesserung eintreten wird (Mäulen 2000). Wir können hoffen, dass uns der Absprung in ein anderes Segment des Helferberufes oder auch eines anderen Berufes gelingen kann, wenn wir in dem jetzigen Suchtsystem nicht mehr bleiben können oder wollen. Die meisten hier im Raum haben genügend Menschen erlebt, die durch die Sucht massive Rückschläge hinnehmen mußten und nach einer Phase des Lernens und der Umorientierung ganz gut mit ihrem Leben zurecht kamen. Wir können auch hoffen, dass es unseren Berufsverbänden, der Politik, den betroffenen kranken Menschen gelingt, eine Gesundheitspolitik, die nur nach Effektivität und Sparsamkeit schaut, aufzubrechen. Veränderung muß bei Leibe keine Katastrophe sein, nicht für uns und nicht für die Patienten / Klienten. Oft habe ich den Eindruck, dass die Patienten sich überhaupt schneller an die neuen Bedingungen im Gesundheitssystem und Suchthilfesystem gewöhnen, als die Beschäftigten. Klar- glauben sie mir ich mache da keine Ausnahme – es fällt schwer seinen Besitzstand aufzugeben, es fällt schwer, mehr Arbeit mit schwierigeren Patienten in kürzerer Zeit bei schlechterer Bezahlung durchzuführen (Reimer 1996). es ist wichtig hier seinem Frust, seinem Ärger, seinem Schmerz (über das was kaputt gemacht wird und verloren geht) Ausdruck zu geben. Wir sind herausgefordert persönlich nach Alternativen zu suchen, Wir müssen als einzelne und als Team über die Bedeutung dessen was wir machen wollen und noch dürfen nachdenken und sprechen. Wir müssen u.U. auch unsere eigene Grenze ziehen, wo wir sagen, da mache ich nicht mehr mit. Ich habe die Hoffnung, dass viele professionelle Helfer diesen Prozess durchlaufen können, vermutlich nicht gerne, aber letztlich durchaus mit Erfolg.

 

Da dieser Veränderungs- und Anpassungsprozeß schwierig ist, müssen wir besonders gut auf uns aufpassen. Es ist wichtig auf unsere Psychohygiene zu achten, einen sinnvollen Ausgleich im privaten suchen, eventuell mehr für den Körper tun (Bewegung, Ernährung, Ruhe). es ist wichtig auf genügende Grenzen zu achten, Berufszeit Freizeit, sich Unterstützung zu holen z. Bsp. Supervision / Intervision; Ich kann schauen, was macht mir Spaß und mich mit mehr Motivation darum kümmern, als in den sogenannten “Fetten Jahren”. Ich kann mir inneren Trost holen durch Gebet, Meditation Hinwendung zum Transpersonalen;
Die gegenwärtige Situation im Gesundheitssytem hat das Ausmaß dessen, was wir an beruflichem Streß aushalten und bewältigen müssen sehr stark erhöht. Viele von uns haben nicht in ausreichender Weise gelernt, sich vor den Stressauswirkungen effizient zu schützen. Daher will ich abschließend einige Ratschläge zur Psychohygiene professioneller Helfer und Helferinnen geben:

Vorschläge zur Psychohygiene:

  • Nicht alle Patienten annehmen
  • Grenzen erkennen (zeitliche, kräftemäßige, finanzielle)
  • sich Rat und Unterstützung holen (Supervision, Intervision)
  • sich den Luxus regelmüßiger Weiterbildung nicht versagen
  • Hobbys, Freizeitverhalten pflegen
  • Inventar seiner momentanen Lebensqualität aufnehmen
  • Unerledigte Geschäfte (unfinished business) erledigen- gerade in den mittleren Jahren
  • sich Inspiration holen
  • Sich den eigenen Verwundung Ohnmacht und Begrenztheit stellen
  • Machen wir / Sie einen Plan der persönlichen Psychohygiene, was brauche ich?
  • Informieren, Konfrontieren und vor allen Dingen unterstützen Sie Kollegen/innen in einem besseren Umgang mit sich und miteineinander
  • Was wollen und können Sie verändern, schreiben Sie es jetzt auf
  • Nehmen Sie sich konsequent Zeit für Privates, Freizeit, Beziehung und Familie
    Erkennen Sie die Warnzeichen: Chronische Müdigkeit, Zynismus, dauernde Unzufriedenheit, chronischen Ärger, Einschränkung/Verlust sexuellen Interesses, Zunahme von Alkohol / Medikamentenkonsum
  • Tun sie so oft wie möglich Dinge, die Spaß machen
  • Gerade den Ärzten / Therapeuten muß man sagen: Leben ist nicht nur zum Tun, auch zum Sein
  • Pflegen Sie Freundschaften
  • Experimentieren Sie mit veränderten Gewohnheiten z. B.4 Wochen fernsehfrei
  • Wenn Ihre Frau / Ihr Mann das nächste Mal sagt “Du wir müssen miteinander reden” verschieben Sie es nicht

Bernhard Mäulen

Literatur:

  1. Fengler, J.: Helfen macht müde – Zur Analyse und Bewältigung von Burnout und beruflicher Deformation. Pfeiffer Verlag, München 1998
  2. Rottenfußer, R.: Burnout deutscher Vertragsärzte – Konsequenz für die betroffenen Ärzte, ihre Patienten und das deutsche Gesundheitswesen. In Heiß, G. (Hrsg.): Wie krank ist unser Gesundheitswesen? Merz Verlag, Mainz, 2000
  3. Mäulen, B.: Burn out Syndrom – Arzt: Beruf oder Martyrium? Münch. Med. Wschr. 140 (1998), S. 14-15
  4. Mäulen, B und I.: Suchtbehandlung im 21. Jahrhundert – heutiger Stand, Perspektiven, Visionen, Modellkliniken in BRD und USA. In Heiß, G. (Hrsg.): Wie krank ist unser Gesundheitswesen? Merz Verlag, Mainz, 2000
  5. Reimer, Ch., Jurkat, Harald: Lebensqualität von Ärzten: Pessimismus macht sich breit, Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 16 (1996), Seite A-1022
  6. Rohr, R.; Ebert, A.: Das Enneagramm – die 9 Gesichter der Seele. Claudius Verlag München 1989