Hilfen für abhängige Ärzte im Vergleich BRD und USA

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A) Vom Einzelfall zur vernetzten Hilfe BRD

  • Selbstbetroffener Pionier – Prof. Dr. Gottschaldt*
  • ab 1984 in Salzuflen, dann Hornberg
  • erste Kontakte zu Ärztekammern, um anderen Ärzten in Not zu helfen
  • 1986 Prof Feuerlein Alkoholprobleme des Arztes (MMW)
  • ab 1989 eigene Klinik in Hornberg mit “Ärzteprogramm”,
  • eigene Oberberggruppen zur Nachsorge (nicht excl. für Ärzte)
  • zahlreiche Veröffentlichungen mit Damm, Feuerlein, Wanke, Mäulen etc.
  • Bemühung um Vernetzung zwischen LÄK, Ärzteversorgung, Forschung u. Lehre, Behörden/Arbeitgeber
  • Doppelaufgabe Hilfe für den sucht- kranken Arzt/Ärztin // Verantwortung für “sichere Medizin”

A) Vom Einzelfall zur vernetzten Hilfe USA

  • Selbstbetroffener Pionier -Douglas Talbott MD, PH.D.*
  • ab 1971 im US-Staat Georgia
  • 1972 bahnbrechender Artikel der AMA “The sick physician”
  • ab 1973 Beginn Maryland State Medical Society program for impaired physicians; später Georgia IPP
  • Gründung der Selbsthilfegruppe Cadueceus Club
  • Eigenständige Klinik in Atlanta mit ca. 2000 Arztpatienten
  • First 1000 Physicians-Review in JAMA 1987
  • Erarbeitung von Leitlinien der AMA und der State Medical Societies
  • Doppelaufgabe Hilfe für den sucht- kranken Arzt/Ärztin // Verantwortung für “sichere Medizin

B) Von der Idee zur Umsetzung BRD

  • Seit Anfang der 90 Jahre Programm d. LÄK Hamburg für abhängige Ärzte
  • April 1999, die Bundesärztekammer: “empfiehlt den LÄK aus Fürsorge für ihre Kammermitglieder erprobte Konzepte der Betreuung suchtkranker Ärzte einzusetzen. Die Ärzteversorgungen werden aufgefordert, die Kostenübernahme zu ermöglichen” (u.a. durch den Einsatz von Dr. Flenker, MS):
  • Nachfrage bei LÄK Baden-Württemb Dez. 2000 “aktuell ist die Umsetzung noch in Planung”
  • Einige Ärzteversorgungen übernehmen Teile der Behandlungskosten, viele andere leider bis heute nicht
  • Ab ca 1992 spezielles Curriculum zur Rehabilitation d. Ärzte (Gottschaldt, Mäulen,1999 modifiziert d. Stetter)

B) Von der Idee zur Umsetzung USA

  • 1972, American Medical Association: Die Organisierte Ärzteschaft hat die Verantwortung dafür zu sorgen, dass kompetente und verläßliche Ärzte Patienten behandeln.
  • Die Verläßlichkeit und Kompetenz ärztlicher Behandlung wird durch eine Alkoholkrankheit des Arztes beeinträchtigt.
  • Da suchtkranke Ärzte häufig die eigene Erkrankung nicht erkennen oder zugeben (können), ist es die ethische Verantwortung aller Ärzte auf die Suchterkrankung bei Kollegen hinzuweisen – im Interesse der Patienten und des Kollegen.
  • Für eine effektive Therapie und Rehabilitation suchtkranker Ärzte zu sorgen ist eine wichtige Aufgabe für die Ärzteschaft.
  • Bis ca. 1984 hatte dann (fast) jeder US-Staat eine Programm für: impaired physicians
  • Alle 2 Jahre überregionale Treffen, Festlegung von Standards, Wiedereingliederungsverfahren, koordinierte disziplinarische Maßnahmen
C) Gemeinsamkeiten der Hilfen für abhängige Ärzte in BRD und USA

  • besondere Problematik und Leid süchtiger Ärzte erkannt
  • spezielle Einrichtungen zur Behandlung und z.T. auch Nachsorge
  • Vernetzung verschiedener Hilfsebenen LÄK, Klinik, Nachsorge
  • Sammlung und Information spezifischen Wissens in Fachzeitschriften und z.T. auch Lehrbüchern /Ausbildung

D) Unterschiede der Hilfen für abhängige Ärzte in BRD und USA in der BRD

  • Hilfesystem basiert überwiegend auf Freiwilligkeit
  • seitens der Ärztekammern meist unverbindliche Empfehlungen und Einzellösungen
  • geringere Fallzahlen behandelter Ärzte/innen und meist Abhängigkeit von Alkohol und / oder Tranquilizern Bsp.: 400 Behandlungsepisoden abhängiger ÄrztInnen von 1984-1996 davon 50,3% von Alkohol sowie 30,7% von Medikamenten + Alk. abhäng. (Patienten aus Obernbergklinik, Oberbergkliniken Hornberg + Laßbruch; Mäulen, MMW 2000)
  • Behandler überwiegend nicht selber suchtkrank in den USA
  • Hilfesystem: straffe Organisation mit disziplinarischer Befugnis
  • in d. State Medical Societies mit Personal und Etats ausgestattete Komitees
  • regionale Komitees, z.T. an Krankenhäusern, die Hinweise aufnehmen und gezielt nachgehen,
  • Behandler überwiegend selbst betroffene, abstinent lebende Kollegen/innen
  • mit d. impaired physician comitees eng verzahnte Nachsorge:
    - Dauer von 3-5 Jahren,
    - obligate Untersuchung und Behandlung durch Suchtspezialisten,
    - obligate Teilnahme an Selbsthilfegruppen,
    - häufige Einbestellung zu Urinscreenings
    - Meldungen über Abstinenzfortschritt an licensing board (Zulassung)
  • größere Fallzahlen behandelter Ärzte/innen ( über 2000 Fälle)
  • hoher Anteil an Mehrfachabhängigkeit ( über 70%),
  • hoher Anteil mit i.v. Gebrauch (über 33%) ; über 10% Kokain abhängig