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Fitness für den Arzt

Und wann machen Sie sich fit ? Erlebnisberichte eines Arztes, der mit 60 Jahren noch mal ins Fitnesstudio geht

von Bernhard Mäulen

Anfang November 2013

Ich selbst werde in Kürze 60 und habe im Laufe der Jahre manches von meiner früheren Fitness verloren. Ein Teil meines Schwunges ist weg, ein kleines, (wenn ich auf meine Frau höre nicht so kleines) Bäuchlein hat sich entwickelt, wenn ich viele Treppen hoch gehe, dann schnaufe ich. All dies ist nicht ungewöhnlich in meinem Alter, aber es ist nicht so prickelnd.  Im Vergleich zu den meisten anderen Kollegen liege ich mit meiner Fitness und meinem Gewicht wohl eher i Mittelfeld, oder sogar auf der gesünderen Seite; gemessen an dem, wie ich gerne wäre, und wie lebendig ich mich in meinem Körper fühle, gäbe es manches zu tun!
Mit dem herannahenden sechzigsten Geburtstag hat mich noch mal der Ehrgeiz oder besser die Selbstfürsorge gepackt und ich habe mich für eine verbesserte Fitness entschieden, sozusagen dafür, den Alterungsprozess und das immer dicker werden nicht tatenlos zu akzeptieren. Als ein Befürworter der Ärztegesundheit habe ich vor, diese Reise in Form eines Blogs auf der Web Seite des Instituts für Ärztegesundheit zu protokollieren. Damit möchte ich einerseits vielen anderen Kollegen und Kolleginnen Mut machen, die sich auch zwischen Praxis, Verwaltungsmoloch und Privatleben mühsam Zeit für ihre eigene Fitness erobern müssen; und andererseits ein Zeichen setzen- Fitness und Gesundheitsaufbau sind auch mit 60 noch möglich!

Mitte November 2013:

Die ersten  Schritte sind etwas mühsam und ernüchternd:
- Gewicht ermitteln   (89 KG)
- BMI          errechnen (28,1 kg/m²)
- Bauchnabel Umfang (104 cm)
- Sportsachen raussuchen
- die Fitness Institut und ihre Angebote vor Ort vergleichen
- meine Ernährung umstellen ( weniger Fett, mehr Gemüse)
- im Fitnessinstitut die Erstuntersuchung machen
( klar kommen erst mal die Werte für Untrainierte raus)

Ich stelle mich darauf ein, daß dies keine Hau Ruck Aktion wird, sondern daß ich mindestens ein Jahr dabei bleiben und auch hier auf der website berichten werde. Damit will ich dem Jojo Effekt (schnell abnehmen und noch schneller zunehmen, sogar über das Ausgangsgewicht hinaus) vorbeugen.  Es geht darum einen gesünderen Lebensstil zu erlernen mit mehr an Bewegung, und weniger an ungesunder Ernährung und vielleicht auch weniger an Streß- kurzum das umzusetzen, was wir Ärzte ja tagtäglich unseren Patienten/ ~innen empfehlen und leider selber nicht genügend Praktizieren.

Anfang Dezember 2013

OK – Alles hat etwas länger gedauert, als geplant, bis das mit dem Fitnesstudio so richtig in Gang kam dauerte es doch 2-3 Wochen; die Ernährungsumstellung greift jetzt so langsam; was ich vom ersten Tag an durchgehalten habe ist, mich jeden Tag zu bewegen; sehr oft draussen, bei Fahrradtour, wenn die Sonne schien; bei nordic walken wenn’s regnete oder (hier im Schwarzwald auf 800 Meter Höhe) schneite. Zur Zeit mache ich mehr als die Hälfte meiner Bewegung draußen, die andere im Fitnessstudio. Da mein erstes Ziel ja ist das Gewicht abzubauen ( sogenanntes Fatburner Programm), darf ich nicht zu viel tun, sondern will in etwa auf einen Puls von 104 kommen und den halten. Damit bin ich nicht zu schnell unterwegs, und das halte ich jeweils zwischen 30 und 60 Minuten durch. Jetzt circa einen Monat seit Beginn des Programms habe ich 4 Kilogramm abgenommen, merke dass der Gürtel schon ein Loch enger zu stellen ist, dass ich ein bisschen agiler und fitter bin. Weiter so, sage ich zu mir selbst. Mein nächstes Ziel ist bis zu meinem Geburtstag im Februar unter 80 KG zu kommen, das ist ehrgeizig, mal sehen ob es klappt.

 

Ende Dezember 2013

Die gefährlichen Feier- und Festtage liegen hinter mit, da war Abnehmen wirklich schwierig und auch durch das Reisen war die regelmäßige sportliche Tätigkeit erschwert. Insofern ging es sehr zäh und ohne wirkliche Fortschritte. Die innere Leistung bestand darin trotzdem weiter zu machen, nicht aufzugeben, scheinbare Widerstände auszuhalten und trotzdem nicht zu ermüden. Freude gab’s als ich erstmals unter 82 KG lag, das hatte es in den letzten Jahren nicht mehr gegeben. Dann erwischte mich aber eine sehr hartnäckige Erkältung, ich hatte keine Kraft für Sport, fiel zurück und das Gewicht ging wieder in die verkehrte Richtung, nämlich wieder aufwärts, bis hin zu 84 KG. Grosser Frust!!

 

Mitte Februar 2014

Bis zu meinem 60. Geburtstag hatte ich mich immerhin wieder auf unter 83 kg runter gekämpft trotzdem blieb der Eindruck, bei regelmäßiger sportlicher Betätigung zwar fitter zu werden, aber nicht abzunehmen. Am Geburtstag zeigte die Waage dann 82 Kg, nicht schlecht, aber auch nicht wirklich prickelnd. Letztlich erlebe ich natürlich genau das, was alle Fitnessstudien auch in Zahlen festhalten: Kurzfristige Gewichtsabnahme durch Fasten, Diäten oder mehr Sport sind eine Sache! Langfristige Veränderung von  Ernährungs- und Sportverhalten eine ganz andere. Und ganz offen sichtlich macht das letztere nur eine kleinerer Teil der Abnehmwilligen- weil es schwer ist, weil mann/ frau unfreiwillig manchen Frust abbekommt, weil in unserem Körper und Geist eine sehr sehr hartnäckige Gewohnheitssteuerung aktiv ist, die nach einer Gewichtsabnahme eher noch mehr drauf legt, also übersteuert ( das ist ja auch die Ursache des Jo Jo Effektes). Und hier stehe ich bzw. hier stecke ich ein bisschen fest und muß eben schauen, ob ich für den Rest des Jahres meinem Programm mehr Sport, weniger Essen, weniger Gewicht treu bleiben kann. Das bleibt abzuwarten.
Anschrift des Autors: Dr. Bernhard Mäulen, Institut für Ärztegesundheit, www.aerztegesundheit.de