Sucht bei Krankenpflegekräften und Ärzten

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Sucht in helfenden Berufen
Abhängigkeitserkrankungen bei Krankenpflegekräften und Ärzten

Zusammenfassung

Suchterkrankungen bei Medizinalpersonen sind keine Seltenheit. Gegenwärtig wird die Prävalenzrate auf etwa 5-6% dieser Gruppe geschätzt. Der Krankheitsverlauf ähnelt dem anderer Abhängigkeitserkrankter. Unterschiede gibt es jedoch in den Zugangswegen zur Therapie sowie innerhalb der Klinik in der Doppelrolle Patient und HeIfender zugleich zu sein. Mittels spezieller Behandlungsprogramme, die diese Besonderheiten berücksichtigen, lassen sich überdurchschnittliche Abstinenzraten erzielen. Diese werden im Beitrag detailliert vorgestellt.

Einleitung

Abhängigkeitserkrankungen und hier an erster Stelle die Alkoholkrankheit haben epidemische Ausmaße erreicht. lm Gegenteil zu landläufigen Erwartungen sind Angehörige der helfenden Berufe vor diesen Krankheiten nicht geschützt. Vielmehr gibt es Hinweise, dass sie – bei den einzelnen Substanzklassen in unterschiedlicher Weise – einer erhöhten Gefährdung unterliegen. Die Prävalenzraten liegen nach Einschätzung verschiedenster Autoren (4,13,14) für alle missbräuchlich eingenommenen Substanzklassen in der Größenordnung von 5 – 8 % der Medizinalpersonen. Mit Abstand häufigst eingenommene Substanz ist hierbei Alkohol, gefolgt von Medikamenten und Betäubungsmittel/Drogen. Auch wenn bei Medizinalpersonen selbstverständlich das Fortschreiten der Abhängigkeit über Gewöhnung und Misbrauch bis zur Endstufe der körperlichen Abhängigkeit den allgemeinen Krankheitsmustern folgt, gibt es für diese Berufsgruppen doch Besonderheiten:

Oberdurchschnittliche Griffnähe, bessere Vertuschungsmöglichkeiten, Ängste vor besonders schnellem Verlust des Arbeitsplatzes aber auch eine bedeutsame Co-Abhängigkeit durch lange zuwartende Kollegen/innen sowie Vorgesetzte kennzeichnen die derzeitige Situation.

Detailliertere Erfahrungen und Behandlungskonzepte gibt es seit längerem in den USA. Diese belegen, dass gezielte, auf Pflegekräfte und Ärzte zugeschnittene Interventions- und Behandlungsprogramme sehr gute Erfolgsaussichten haben (2).

Nachfolgend werden die Ergebnisse des Autors ans Untersuchung und Behandlung von abhängigen Krankenschwestern/Pflegern und Ärzte auszugsweise vorgestellt sowie die gegenwärtigen Zugangswege von Medizinalpersonen zur Entgiftung und Entwöhnungstherapie beschrieben. Besondere Aspekte in der Behandlung abhängiger Medizinalpersonen werden geschildert sowie Anregungen und Schlussfolgerungen zu einem verbesserten und hilfreicheren Umgang mit Betroffenen aufgezeigt.

Einige Zahlen ans der Untersuchung abhängiger Pflegekräfte und Ärzte/innen

lm Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, wo Untersuchungen über Tausende von abhängigkeitskranken Medizinalpersonen vorliegen (14), sind in der Bundesrepublik Deutschland neben Einzelfallberichten (N.N.) nur die Arbeiten von Mäulen (9) sowie Mäulen et al. (11) mit Zahlenangaben über stationär Behandelte erschienen. lm Rahmen einer umfangreichen, außerklinischen Fragebogenuntersuchung mit 891 Ärzten/innen und Krankenpflegekräften der Bundesrepublik zeigte Herschbach (7), dass von der Gesamtstichprobe 16% der Schwestern und 9% der Ärzte besonders stressbelastet und von daher überproportional suchtgefährdet waren. Unsere eigenen Untersuchungen an insgesamt 26 Krankenschwestern und -pflegern, die zwischen 1.1. – 1.10.1991 insgesamt 32mal auf der psychiatrischen Aufnahmestation des psychiatrischen Landeskrankenhaus Weißenau aufgenommen wurde, zeigten, dass bei 78 % eine wahrscheinliche oder gesicherte stoffgebundene Abhängigkeit vorlag. Fast die Hälfte der abhängigkeitskranken Pflegekräfte war mehrfachabhängig, wobei meist die Kombination Alkohol und Medikamente anzutreffen war. Anschließend folgt die Gruppe der isoliert Alkoholkranken und mit 20 % nicht gerade gering der Anteil derer, mit Einnahme von Drogen/BTM. Sehr hoch lag auch der Anteil suizidal gefährdeter Krankenschwestern/pfleger. Bei insgesamt 32 Aufnahmen und Wiederaufnahmen dieser Gruppe wurden 18mal ein Suizidversuch in der Anamnese von Aufnahmearzt erhoben, und 6mal bestand eine erhebliche Suizidalität in der Aufnahmesituation. Aufgrund dieser Stichprobe des PLK Weissenau kamen wir zu dem Schlul3, daB Abhängigkeitserkrankungen und Suizidalität die hauptsächlichen Indikationen zur Aufnahme von Krankenpflegekräften in psychiatrischen Institutionen darstellten.

Soziodemographische und abhängigkeitsspezifische Parameter bei abhängigen Ärzten und Ärztinnen untersuchten wir anhand der ersten 100, die in der Oberbergklinik behandelt wurden.

Die Geschlechtsverteilung zeigte 83 Kollegen und 17 Kolleginnen, die betroffen waren. Bezüglich der Altersgruppierungen waren 34 % zwischen 20 und 40 Jahren, 51 % zwischen 41 und 60 Jahren sowie 15 % älter ais 60 Jahre. Familienstandsmäßig waren die meisten, männlich 50%, verheiratet. 17% waren ledig sowie 16% geschieden. Die meisten Kollegen und Kolleginnen hatten eine Facharztausbildung abgeschlossen.

79% waren Gebietsärzte/innen und nur 13% ohne Gebietsbezeichnung. Unter den Gebietsärzten fanden sich am häufigsten die Chirurgen mit 18 %, gefolgt von den Allgemeinmedizinern mit 13 % sowie den Internisten mit 10 % (Abb. 1). Etwas über die Hälfte, nämlich 52% der untersuchten Gruppe, waren in eigener Praxis tätig, weitere 13 % in leitenden sowie 19 % in nichtleitend angestellten Positionen und 16 % im Ruhestand.

Von großem Interesse erschien uns die Untersuchung des Missbrauchs- bzw. Abhängigkeitsmusters. Die von den erkrankten Kollegen/innen am häufigsten missbräuchlich eingenommene Substanz war Alkohol mit 43%. Es folgte die Kombination von Alkohol- und Medikamentenmissbrauch/ abhängigkeit im Umfang von 34 %. Lediglich 10% der betroffenen stationär Behandelten nahmen Substanzen, die dem Betäubungsmittelgesetz (BTM) unterhegen, ein (vgl. Abb. 2).

Dass die Sucht-,,Karriere” auch für Medizinalpersonen chronisch und progressiv ist, zeigte sich bei der Untersuchung von Frequenz und Intensität früherer Behandlungen. Hier gaben fast 2/3, nämlich 63 % frühere, z.T. auch wiederholte Entgiftungen an. Nur ein knappes Drittel der von uns Untersuchten hatten bereits eine Entwöhnungsbehandlung im engeren Sinne erfahren. Gemäß unserem Konzept der intensiven Kurzzeittherapie zeigten die Gruppen bezüglich der Behandlungsdauer folgende Aufteilung: 7 % waren bis zu 1 Woche in stationärer Behandlung, 15% 1-4 Wochen, jeweils 25% 5-6 sowie 7-8 Wochen, 17% 9-12 Wochen sowie lediglich 11% länger als 12 Wochen. Wichtig ist hierbei darauf hinzuweisen, dass die Behandlungsdauer bei uns Entgiftung und Entzug bei der Mehrzahl der Behandelten umfaßte. 46% der abhängigkeitserkrankten Kollegen/innen wurden somit in der Oberbergklinik mit einer Gesamtbehandlungszeit im Bereich bis zu 6 Wochen therapiert.

Zugangswege zur klinischen Behandlung

Die Entwicklung und der Verlauf einer Abhängigkeitskarriere bei den von uns behandelten Medizinpersonen unterschied sich zunächst nicht grundlegend von denen anderer Betroffener. Langjähriges Verheimlichen, Bagatellisieren, Abwehr von Hilfsangeboten und wiederholte Versuche, selbständig zu entziehen, kennzeichnen die vorklinischen Phasen bei fast allen. Besondere Griffnähe, insbesondere zu Medikamenten egal ob aus Klinikbeständen, Ärztemustern oder über Praxisbedarf bezogen, erleichterten es den Mehrfachabhängigen unter ihnen, länger ais die Allgemeinbevölkerung ohne ,,offiziell behandelnden Arzt” ambulant auszukommen. So waren zahlreiche Selbstentzüge mittels Distraneurin keine Seltenheit. Erst in recht fortgeschrittenen Stadien der Suchterkrankung werden die Medizinalpersonen dann meistens so auffällig, dass eine stationäre Hilfe vonnöten ist. Ais Teil des medizinischen Systems genießen Medizinalpersonen den Status “besonderer Patienten” und kennen sich darüber hinaus natürlich auch bestens über ungewöhnliche Zugangswege zu klinischen Behandlungen aus. Aus verständlichen Gründen der Erhaltung eines persönlichen Rufes werden klinische Behandlungszentren meistens überregional aufgesucht. Sonst anfallende Wartezeiten werden häufig verkürzt oder kommen erst gar nicht zum Tragen.

Die erkrankten Ärzte/innen wurden früher ebenso wie die Krankenpflegekräfte häufig auf Privatstationen oder offenen Aufnahmestationen behandelt, unabhängig davon, dass sie aufgrund ihrer Abhängigkeit eindeutig auf die Suchtstationen gehört hätten.

Die Aufnahmesituationen unterscheiden sich kaum von denen anderer Patienten. Die meisten abhängigen Medizinalpersonen kamen genauso intoxikiert, genauso bagatellisierend und abwehrend auf uns zu wie andere Patienten. Entgegen unseren Erwartungen gab es keine gravierenden Unterschiede im Einhalten von Abmachungen oder Terminen. Offensichtlich war die psychische Not vor der Aufnahme so groß, dag sie trotz des besserem Verständnis innerklinischer Abläufe und der Wichtigkeit, getroffene Absprachen einzuhalten, hierzu wenig in der Lage waren.

Besondere Aspekte in der Behandlung abhängiger Medizinalpersonen

Abhängigkeitserkrankte Medizinalpersonen sind krank! In aller Regel wissen sie um diese Tatsache und wissen auch sehr viel genauer als andere Patienten/innen um die spezifischen körperlichen, emotionalen und geistigen Folgeschäden ihrer Abhängigkeitserkrankungen (Tab. 1). Gerade hierin liegt jedoch das Dilemma, da diese Situation viele Behandelten fälschlicherweise zu der Annahme verleitet, dass die Betroffenen qua Berufsrolle Arzt/Ärztin oder Krankenschwester/pfleger besser oder leichter lernen könnten, die Krankheit zu akzeptieren und trocken zu leben. Die Erfahrungen des Autors zeigen vielmehr, dass alle spezifischen Kennzeichen der Suchterkrankung insbesondere die “Blindheit” gegenüber dieser Erkrankung und die massive und abwehrende Bagatellisierung Angehörige von Medizinalberufen mindestens in gleicher Weise wie sonstige Bevölkerungsgruppen betreffen. Die Erklärung ist einfach: Bei Abhängigkeiten handelt es sich primär um ein emotionales Problem, das deswegen mit rationalen Mitteln allein nicht umfassend erkannt und behandelt werden kann. Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen leiden sogar ganz besonders an diesem immer wieder erlebten Unvermögen, ihr medizinisches Wissen bei der Behandlung ihrer eigenen Suchterkrankung erfolgreich einzubringen (6). Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes hier als Helfer hilflos. Nachdem die Zugehörigkeit zu Medizinalberufen häufig hohes Ansehen, manchmal auch Macht und sonstige Statussymbole mit sich bringt, ist die Erfahrung der eigenen Ohnmacht für diese Gruppe besonders schmerzlich. Ausnehmend lange und intensiv wird mit dem Suchtmittel “gekämpft”, da das Eingeständnis der Niederlage zu scherzhaft ist, wie dies eindrücklich in dem Selbsterfahrungsbericht von Dr. Gehring (5) veranschaulicht ist.

Immer wieder taucht in der Behandlung abhängiger Ärzte/innen und Pflegekräfte die Thematik von Ohnmacht und Überforderung (sicherlich auch oft durch unzureichende Arbeitsbedingungen, vgl. 7) einerseits und die meist unterdrückten Wünsche nach eigener Lebenszufriedenheit und Triebbefriedigung andererseits auf. Auf dem Hintergrund oft vorhandener hoher Ich-Ideale, die ja meist wesentlich für die Berufswahl ausschlaggebend waren, kommt es hier zu einer besonderen Krise des Selbstwertgefühls und entsprechender Schuldgefühle. Nicht selten münden diese in eine erhebliche Depressivität und Suizidalität ein (1, 9, 10).

Ausgehend von den Erfahrungen mit zahlreichen betroffenen Medizinalpersonen behandeln wir in der Oberbergklinik in überschaubarem Zeitraum von ca. 6-8 Wochen, was insbesondere für niedergelassene Ärzte/innen einzig akzeptabel ist. Kurzfristige Aufnahme ohne Vorbedingung, Entgiftung und intensive Psychotherapie in einer Hand, Durchführung der Psychotherapie, hochindividuell und auch mit der erforderlichen Diskretion sowie Behandlung der Abhängigkeit als primär emotionalem Problem entspricht unserem Konzept. Dies hat sich bei ca. 200 abhängigen Ärzten/innen, die wir bis jetzt stationär behandeln konnten, bestens bewährt. Hohe Abstinenzraten, Wiedergewinnung der emotionalen und gesundheitlichen Stabilität und Befähigung, mit der Krankheit in Zukunft trocken die überdurchschnittlichen beruflichen und privaten Stressbelastungen abzufangen, sind Zeichen für diese Bewährung und wurden andernorts detailliert dargestellt (6, 10). Während sich abhängige Ärzte/innen in anderen Institutionen allzu oft als “spezielle Patienten” Nischen, Sonderregelungen und Ausweichmöglichkeiten sichern konnten, dabei aber letztendlich die erfolgreiche Rehabilitation verunmöglichten, ist es uns bisher gelungen, durch die Bereitstellung eines spezifischen Behandlungsangebotes die bereits 1957 von Main (8) beschriebene Spirale des Scheiterns am “speziellen Patienten” zu vermeiden.

Main (8) hatte seinerzeit ausgeführt, dass insbesondere Medizinalpersonen über ungewöhnliche und hoch emotionale Zugangswege in die Therapie kommen, Dual- und Mehrfachdiagnosen aufweisen, sich in besonderer Weise ein Teammitglied zum engen Verbündeten heraussuchen, verstärkte psychophysische oder somatische Beschwerden und Krisen herbeirufen und auch häufig Gegenstand ernster Konflikte innerhalb des Behandlungsteams sind. Der häufigste Behandlungsausgang bei diesen speziellen Patienten ist eine notfallmäßige Entscheidung zur Verlegung oder Entlassung des Patienten.

Anregungen und Schlußfolgerungen für die effektive Behandlung von abhängigkeitserkrankten Medizinalpersonen

Wie bereits zuvor von Unger (1 5), Fleischmann (4) u. Wanke (16) gefordert, sollten sich die bisher in Krankenhäusern und organisierten Körperschaften der Ärzte vorhandenen Verleugnungs- und Verdrängungsmechanismen durch Information und gegebenenfalls modifizierte Obernahme in den USA bewährter Behandlungsprogramme wandeln. Bestandteile einer effektiven Behandlungskette sind eine vertrauliche aber kompetente Intervention durch trockene Berufskollegen/innen, gestaffelte Hilfsangebote und falls nötig Sanktionen im Rahmen strukturierter Programme der Ärztekammern oder pflegeberuflichen Standesorganisationen, Schulung von Vorgesetzten auf allen Ebenen des Gesundheitswesens, insbesondere aber im Bereich des Krankenhauses. Vom Behandler erkrankter Medizinalpersonen sollte eine besondere Erfahrung im Umgang mit diesem Personenkreis, oder zumindest mit anderen Führungskräften erwartet werden. Neben der Bearbeitung der Abhängigkeit als emotionale Erkrankung sollten spezifische Rollenkonflikte des erkrankten Helfers thematisiert werden.

Hierzu gehört das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, die Kehrseite dessen die Erfahrung einer speziellen Ohnmacht, die Ansprache auf bewusste und unbewusste Motive der Berufswahl, die individuellen Möglichkeiten und Grenzen in der Bewältigung von Stress sowie die Tragkraft der beziehungsmäßigen Unterstützungssysteme. Bei Gewährleistung einer entsprechend dichten und individualisierten Therapie lassen sich hierdurch bis zu 82% der abhängigkeitserkrankter Ärzte/innen erfolgreich zu Abstinenz führen. Für die Betroffenen, ihre Angehörigen sowie nicht zuletzt Patientinnen und Patienten bedeutet dies eine Hilfeleistung von besonderem Gewicht.

Tab. 1

Verhaltensauffälligkeiten bei abhängigen Medizinalpersonen.

  1. verstärkter und unerklärlicher Rückzug von Kollegen/innen
  2. nur unzureichend erklärbare, häufige Fehltage, oft im Anschluss an Wochenend- oder Feiertage
  3. zunehmende gefühlsmäßige Verschlossenheit besondere Bereitwilligkeit, unangenehme Schicht-, Wochenend- oder Feiertagsdienste auf sich zu nehmen
  4. soweit möglich Wechsel des Arbeitsfeldes in einen Bereich mit geringerer ,Sichtbarkeit” bei niedergelassenen Ärzten kurzfristiges Absagen von Terminen,
  5. bei Krankenhausärzten gegebenenfalls nicht Auffindbarsein im Nacht- oder Notdienst
  6. Häufung partnerschaftlicher oder familiärer Krisen, Konflikte und Trennungen
  7. verstärkter Wechsel des Arbeitsortes, insbesondere, wenn an einem Arbeitsplatz lang angedrohte Sanktionen endlich realisiert werden
  8. Zunahme von Konflikten mit dem Gesetz in Form von Unfällen unter Alkohol, kleinerenDelikten, gegebenenfalls Rezeptfälschungen u. a.
  9. manchmal Vernachlässigung der äußeren Erscheinung und Körperpflege
  10. Ent- oder Einnahme von Medikamenten aus der Stationsapotheke oder erhöhte Anforderungen von Praxisbedarf insbesondere bezüglich Psychopharmaka oder gar Betäubungsmitteln
  11. wiederholte Äußerungen in der “Gerüchteküche” eine Kollegin/ Kollege sei abhängigkeitserkrankt
  12. deutliche Hinweise auf Vorliegen verschiedener Grade der Intoxikationen auch am Arbeitsplatz, wie z.B. verwaschene Sprache, Gang- und sonstige Koordinationsstörungen, Einschlafen selbst bei kürzesten Ruhepausen
  13. eindeutige Hinweise auf Einnahme von bewubtseinsverändernden Substanzen, wie z. B. Alkoholfahne, positive Blut- oder Urinscreeningkontrollen oder eine Kette von frischen Einstichstellen

Literatur

Bämayr, A., W Feuerlein: Cher den Selbstmord von 119 Ärzten, Ärztinnen, Zahnärzten und Zahnärztinnen in Oberbayern von 1963-1978. Crisis 5 (1984) 91-107

Bissell, L., P W Habermann: Alcoholism in the Professions. Oxford University Press, New York, Oxford (1984)

Feuerlein, W: Alkoholprobleme des Arztes. Münchener Medizinische Wochenschrift 128 (1986) 385-388

Fleischmann, H.: Suchterkrankungen bei Medizinalberufen: Arbeitsplatz psychiatrisches Krankenhaus. Suchtgefahren 33 (1987) 195-198

Gehring, R.: Suchtrezept – Der Kampf eines drogenabhängigen Arztes. Blaukreuzverlag Wuppertal (1982)

Gottschaldt, M.: Abhängigkeit bei Ärzten. Hess. Ärzteblatt 53 (1992) 163-164

Herrschbach, P: Stress im Krankenhaus – Die Belastungen von Krankenpflegekräften und Ärzten/Ärztinnen. Psychosom. med. Psychol. 41 (1991) 176-186

Main, T: The ailment. Br. J. Med. Psychiatry 30 (1957) 130145

Mäulen, B.: Abhängigkeit in Pflegeberufen. Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (Hrsg.): Medikamentenabhängigkeit. Lampertus-Verlag, Freiburg (1992)

Mäulen, B, M. Gottschaldt: Treaùnent of the Alcoholic Doctor – Breaking the Conspiracy of Silence. Anales de Psiquiatria 8 (1992)

Mäulen, B., M. Gottschaldt, W Feuerlein, W G. Bonitz: Abhängigkeit bei Ärzten – Eine klinische Studie zu Betroffenen in der Bundesrepublik Deutschland. Münch. med. Wchschr. 133 (1991) 446-449

N. N.: Eine betroffene Ärztin erzählt. Medical Tribune 14 (1992) 20

Talbott, G. D., C Wright.- Chemical Dependency in Health Care Professionals. Occupational Medicine 2 (1987) 581-591 Talbott, G. D., K. V Gallegos, E 0. Wilson: The Medical Association of Gergia’s Impaired Physicians Program – Review of the First 1000 Physicians. JANIA 257 (1987) 2927-2930

Unger H. L.: Suchtproblematik der Abhängigkeitserkrankung bei Ärzten. Mainz: Medizinische Dissertation (1986) Wanke, K: Ist Alkoholismus eine Art Berufskrankheit bei Mediziner? Psycho 16 (1990) 3-4

Dr. med. Bernhard Mäulen

Psychiatrische Praxis, Sonderheft 1/93, Juni 1993