Biografie – Ich werde leben

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Nielsen, Jerri

Ich werde leben

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Wie stark Ärztinnen und Ärzte durch eine eigene Erkrankung gehandicapt werden, wie sehr dies Auswirkungen auch auf die Patienten hat wurde selten so zugespitzt klar, als vor den Augen einer Weltöffentlichkeit im Oktober 1999 die Ärztin Dr. Jerri Nielsen vom Südpol unter widrigsten Umständen geborgen wird. Ein beinahe faustgroßer Tumor in der re. Brust hatte sich trotz Chemotherapie immer weiter verschlimmert, so daß nur die fliegerisch riskante Rettungsaktion noch Überlebenschancen bot.
In ihrer Autobiografie beschreibt die Polarärztin Jerri Nielsen die Ereignisse, ihre Ängste, die Anläufe zu Diagnose und Therapie unter völlig unzureichenden Bedingungen eines Wissenschaftler-Camps am Südpol im arktischen Winter. Jeder Leserin und jedem Leser wird klar, auch wenn die medizinischen Bedingungen in dieser engen Gemeinschaft nicht optimal waren, die menschlichen Bande, die Unterstützung einzelner und einer Gruppe angesichts des Krebses waren für J. Nielsen von unschätzbarer Hilfe. Beeindruckend mit wieviel Gelassenheit sie ihren möglichen Tod annimmt, wieviel Humor sie mancher Situation abringt und wie sie obwohl selber schwerkrank sich weiter um die Gesundheit der andern Menschen in der Südpolstation der Amerikaner kümmert. (Ganz am Rande- wie sehr sich die Medizin in der arktischen Umwelt verändert, wie anders der Körper und die Physiologie hier funktioniert, ist für viele Ärzte sicher auch interessant; ich wußte davon jedenfalls nichts).
Neben dem mutigen Kampf mit dem Krebs berichtet J. Nielsen auch von viel Leid in ihrer Ehe. Es ist die einzige Biografie einer Ärztin, die ich kenne, in dem die körperliche Mißhandlung durch den Ehemann beschrieben wird. J. Nielsen zeigt auch ihre Schwierigkeiten trotz der Spannungen, Mißachtung und Schlägen in der Ehe angesichts von 2 Kindern den Mann (ebenfalls Arzt) zu verlassen.