Biografie – Du hättest leben können

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Bachstein, Stephanie

Du hättest leben können

3-404-61408-1 Bastei Lübbe Verlag, 2002

Stefanie Bachstein ist das Pseudonym einer Mutter, deren Tochter auf dem Schulweg von einem Auto erfasst und verletzt wird. Noch im Notarztwagen stirbt die Siebenjährige- nicht an ihren Verletzungen sondern auf Grund eines simplen aber tödlichen Fehlers der Notärztin: Sie intubiert fälschlicherweise nicht in die Luft- sondern in die Speiseröhre, das Kind muß ersticken. Zu spät bemerkt ein zweiter Notarzt, der mit dem Rettungshubschrauber kam, den Intubationsfehler. Der Sauerstoffmangel hat das kindliche Gehirn bereits unwiderruflich geschädigt.
Diese tragische Kombinaion aus Unfall und Behandlungsfehler sowie die zähe Aufarbeitung beschreibt die mutige Autorin im Detaill: den hinhaltenden Widerstand und die Lügereien am Anfang (das Kind wäre sowieso gestorben); die Versuche mit Gutachten den Intubationsfehler zu relativieren,der Kampf mit den Versicherungen, die Fehldarstellungen in der Presse. Immer wieder versucht S. Bachstein auch, den direkten Dialog mit der Ärztin, deren Fehler ihrer Tochter das Leben kostete, um eine Verarbeitung evtl. gar eine Entschuldigung zu hören, immer wieder scheitert sie hier. Mit großer menschlicher Reife vermag die Mutter/Autorin die Position der Ärztin zu verstehen, ihre Gewissenskonflikte, ihr Leid und das ihrer Familie auch zu würdigen. Insofern bricht sie – und das ist immer noch sehr selten – aus dem einseitig schwarz-weißen Anklage Denken heraus, das ansonsten die Kunstfehler Prozesse oft so unsäglich macht. Es wird auch erfahrbar, wie schwer sich unser Medizinsystem, unsere Krankenhäuser und Kommunen oft tun, Fehler jemals zuzugeben und wiedergutzumachen. Betroffen macht es zu lesen, wie lang dieser Weg ist, wieviele Briefe, Termine, Gutachten, Gegengutachten, teilweise unverschämte Versicherungsschreiben die Mutter des Kindes einstecken und durchhalten muß, bis es zu einer Befriedung in der äußeren und mehr noch der inneren Realität kommen kann.

FAZIT: der Erfahrungsbericht einer Mutter, deren Tochter durch den Fehler einer Notärztin stirbt. Ein sehr lesenswertes Buch für alle Beteiligten an einem Kunstfehler!
- Für die Opfer, damit sie sich darauf einstellen, wie mühsam und lang der Weg zur   Gerechtigkeit und Wahrheit ist;
- Für die Ärzte, damit sie erfahren, wie immens wichtig es für die Betroffenen ist,   daß die Wahrheit gesagt, zugegeben und akzeptiert wird und daß Ärzte sich entschuldigen.

mehr dazu unter www.stefanie-bachstein.de