Biografie – Der Rückkehrer – Skizzenbuch eines Chirurgen

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Trede, Michael

Der Rückkehrer – Skizzenbuch eines Chirurgen

3-609-16071-3 eco med Verlag, 2. Auflage 2001

Michael Trede hat hier eine Autobiografie eines Chirurgen vorgelegt, die uns von Anfang an fesselt. Wodurch? Durch die Kombination von spannender persönlicher und fachlicher Biografie ( in Deutschland geboren, Flucht vor den Nazis nach England, dort Ausbildung und Medizinstudium, als Besatzungsoffizier in Berlin, dann Facharztausbildung und Habilitation in Deutschland, Chefarzt in Mannheim, wegweisender Pionier der Viszeral- und Gefäßchirurgie, Präsident der deutschen und der internationalen Gesellschaft für Chirurgie). Ganz wesentlich ist, daß bei aller Begeisterung, ja stellenweise perfektionistischer Hingabe an die Chirurgie auch immer wieder viel von künstlerischen Aspekten hineinkommt (u.a. mit Bildern aus der Hand des Autors). Die sonst vielleicht einseitig “nur medizinische” Lebensbeschreibung gewinnt dadurch an Tiefe und Charakter!
Für den, der selbst als Chefarzt ausgebildet hat und Teile seiner Ausbildung im Ausland absolvierte, ergibt auch der immer wieder gezeigte Vergleich zwischen dem englischen und dem deutschen System der Medizin Ausbildung wichtige Einsichten.
Natürlich ist eine solche – mit außergewöhnlichem, z.T. akribischem Blick für Detaills auch immer eine spannende subjektive Darstellung von Geschichte
- einmal der Medizin oder konkreter Chirurgie im 20 Jahrhundert
- zum anderen der Zeitgeschichte incl. Flucht, Emigrantenschicksal, Neuanfang,
und Berührung mit anderen Flüchtlingen, sowie der Versöhnungsarbeit nach
dem zweiten Weltkrieg.
Oft fragt man sich als Leser- wie hat der Mann all dies über viele Jahre schaffen leisten und durchhalten können- Michael Trede hatte sicherlich eine überdurchschnittliche Begabung und Konstitution, wovon auch seine zahlreichen spannend geschilderten Bergtouren bis ins Alter zeugen.

FAZIT: eine spannende Arzt Biografie mit vielen kulturellen, künstlerischen und politischen Erlebnissen und Einsichten. Unter dem Aspekt der Ärztegesundheit bedeutsam u.a. durch Vergleich zwischen englischer und deutscher Medizinausbildung und durch das Aufzeigen, wie zeitintensiv und schwer eine verantwortliche ärztliche Tätigkeit an der Spitze sein kann und zugleich auch wie befriedigend.